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Im September 2023 veranstaltete die Digital Society Initiative (DSI) zum zweiten Mal einen Workshop für Journalist:innen, die sich mit digitalen Themen beschäftigen. Die Veranstaltung war thematisch auf die bevorstehenden nationalen Wahlen ausgerichtet.
In seiner Einführung erinnerte der Geschäftsführer der DSI, Markus Christen, an eine Umfrage der DSI, die aufzeigt, was die Schweizer Bevölkerung über die Nutzung von künstlicher Intelligenz (KI) denkt. Die ersten Resultate dieser Umfrage präsentierte er beim ersten Medien-Workshop im März 2023. Nach Durchführung der Umfrage waren KI-Anwendungen wie ChatGPT in aller Munde und die DSI wiederholte die Umfrage. «Es hat sich gezeigt, dass die Leute kritischer geworden sind. Sie zeigen weniger Akzeptanz gegenüber KI», erklärte Christen.
Daniel Schwarz, Mitbegründer der Online-Wahlhilfe «smartvote» stellte den Digitalisierungsmonitor vor. Analog zu «smartvote» bietet dieser eine Orientierungshilfe für Wähler:innen, konzentriert sich aber auf die digitalpolitischen Positionen der Kandidierenden. Die Umfrage habe über allen Parteien hinweg gezeigt, dass die Kandidierenden mehr Chancen als Risiken in der Digitalisierung sehen, sagte Schwarz. Die Einführung von E-Voting erhielt in allen Parteien mehr Zustimmung als noch 2019. «Bei der Bedeutung der Digitalfragen gibt es im Wahlkampf von den Parteien her wenig Fortschritte. Betrachtet man die einzelnen Kandidierenden, gibt es aber eine Tendenz zu positiveren Einschätzungen gegenüber der Digitalisierung.»
DSI Professor und Co-Leiter der DSI Community Democracy, Karsten Donnay, zeigte auf, wie KI die Politik und staatliche Institutionen verändern könnte. «Bei den Systemen, die heute eingesetzt werden, geht es grundsätzlich um Effizienzsteigerung», sagte er. Diese seien wenig problematisch. Als brisant bezeichnet Donnay aber die automatisierte Gesichtserkennung in der Kriminalprävention. «Die Forschung zeigt, dass solche Systeme diskriminierend sind und bestehende Vorurteile verstärken.» KI könne zudem die Kosten für Desinformation senken. Der US-Wahlkampf zeige, wie gross der Einfluss von Fake-Videos und Bildern sein könne. In Zukunft rechnet Donnay mit mehr Einsatz von Gesichtserkennung, aber auch vermehrt mit lokalisierten Chatbots, die beispielsweise speziell auf ein Land ausgerichtet sind. Denkbar seien zudem KI-generierte Wahlempfehlungen sowie Anwendungen für Parlamentarier:innen zur Unterstützung bei politischen Entscheidungen – quasi ein «PolitGPT».
In einem weiteren Programmpunkt stellten sich drei NGOs vor. Flurina Wäspi von der Stiftung Mercator Schweiz informierte über den Förderschwerpunkt Demokratie der Stiftung. Fabian Ligibel präsentierte das Projekt Demokratis, das Bürger:innen durch eine digitale Plattform vereinfachen soll, an eidgenössischen Vernehmlassungen teilzunehmen. Und Morgane Bonvallat stellte die im April 2023 gegründete Public Discourse Foundation vor, die sich für mehr Teilnahme am öffentlichen Diskurs und gegen Hass im virtuellen Raum einsetzt.
Den Schlusspunkt setzte DSI Direktor Abraham Bernstein. Er befasste sich mit der Frage, wie man mit diversen Nachrichtenempfehlungen die Demokratie stärken kann. Dabei stellte er eine Pilotstudie vor, in der Proband:innen für die Nutzung einer eigens für die Studie entwickelten App in drei Gruppen eingeteilt wurden. Eine Gruppe erhielt chronologische News, die zweite Gruppe erhielt empfohlene News aufgrund ihrer politischen Gesinnung, die dritte erhielt diversifiziertere Empfehlungen. Letztere Gruppe – zeigte die Pilotstudie – habe eine höhere Toleranz gegenüber anderslautenden Interessen als die Gruppe, welche enger auf ihre Interessen abgestimmte News erhielt.