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Forschungsgebiet
Mein Hauptforschungsgebiet ist die grosse thematische Schnittmenge von Natural Language Inference (NLI) und Inferentialismus. NLI ist ein Teilbereich des Natural Language Processing (NLP), das sich mit der Aufgabe befasst, logische Beziehungen zwischen Behauptungen korrekt zu identifizieren. Derzeit basieren praktisch alle konkurrenzfähigen NLI-Ansätze auf LLMs. Wir gehen jedoch davon aus, dass LLMs als erstklassige Assoziatoren (System 1 Champions, um mit John Bargh zu sprechen) nicht ideal für logische Schlussfolgerungen geeignet sind. Dieser Hypothese folgend, erforschen wir das Potential von hybriden, neuro-symbolischen Methoden, welche die Stärken von LLMs (System 1) mit regelbasierten Methoden (System 2) kombiniert.
Der Inferentialismus ist eine Denkschule in der theoretischen Philosophie, die davon ausgeht, dass die logische Folgerung das Herzstück der sprachlichen Bedeutung, des Verstehens und des Wissens ist; entsprechend haben Inferentialist:innen eine Fülle von theoretischen Erkenntnissen und Vorschlägen zu diesem Thema hervorgebracht. In meiner Forschung verbinde ich diese beiden unterschiedlichen Disziplinen, wobei ich sowohl zur aktuellen Forschung in NLP als auch zu derjenigen in der Philosophie beitrage. Mein zweiter Forschungsbereich befasst sich mit der Reflexion über die Art von Dingen, die LLMs sind, und mit den ethischen Implikationen, die sich daraus ergeben könnten: Sind sie Werkzeuge oder eine Art nicht-biologische Agenten?
Akademische Laufbahn
Ich studierte (in chronologischer Reihenfolge) Mathematik an der ETHZ, Linguistik, Philosophie und Multilinguale Textanalyse an der UZH, wo ich mit einem MA in Philosophie und Multilingualer Textanalyse abschloss. Meine Dissertation (summa cum laude, ebenfalls an der UZH) befasste sich mit der Philosophie des Geistes und dem empiristischen Inferentialismus von W.V.O. Quine. Danach habe ich mehrere Jahre im Hochschulmanagement und als Teilzeit-Postdoc in Data Science und NLP an der Universität St.Gallen gearbeitet. Jetzt leite ich das Projekt AI-R an der Digital Society Initiative und am Institut für Computerlinguistik der UZH. Während meiner akademischen Laufbahn habe ich erfolgreich kompetitive Drittmittel von verschiedenen Institutionen, darunter auch dem SNF, eingeworben.
Seit 2013 unterrichte ich auf universitärer Ebene an der UZH und der Universität St.Gallen (HSG), vorwiegend in theoretischer Philosophie.
Projekt
Menschliche Weltanschauungen bestehen aus Netzwerken von Behauptungen, die durch logische Beziehungen von Folgerungen und Widersprüchen verbunden sind – dem so genannten Raum der Gründe («Space of Reasons»). Jüngste Entwicklungen im Natural Language Processing (NLP) und in der Sprachphilosophie haben eine grosse Chance zur Erforschung dieses Raums der Gründe geöffnet. Das Projekt AI-R ergreift diese Gelegenheit und zielt darauf ab, eine neuartige hybride Methode des Natural Language Inference (NLI) zu entwickeln, um eine datengestützte Darstellung dieses Raums der Gründe zu erstellen. Nach einem radikal offenen Ansatz und aufbauend auf ästhetischen Erkenntnissen wird das Projekt eine Schnittstelle entwickeln, die es der breiten Öffentlichkeit ermöglicht, mit unserer Darstellung des Raums der Gründe zu interagieren (und ihn dadurch auf dem neuesten Stand zu halten).