Navigation auf uzh.ch
Dr. Naomi S. Baron war vom 16. bis 29. Oktober 2019 DSI Fellow. Während dieser zwei Wochen nahm sie an den folgenden Aktivitäten teil:
Vorträge und Meetings
Verankert wurde ihre Arbeit durch ein Kolloquium am UFSP Sprache und Raum ("Wayfaring on the Ground and Onscreen: What to Abandon, What to Embrace") und einen öffentlichen DSI-Vortrag ("Does Medium Matter for Learning? Lesen im Druck, auf dem Bildschirm und mit Audio"). Weitere Aktivitäten waren Treffen mit Kollegen zur Diskussion gemeinsamer Forschungsinteressen (Andreas Jucker, Christa Dürscheid, Volker Dellwo, Sara Fabrikant und DSI Fellow Lonneke van der Plas) und mit Doktoranden im UFSP Sprache und Raum.
Mitarbeit bei der Forschungsprojektplanung
Zusammen mit Elisabeth Stark, Simone Ueberwasser und Marina Bondi (von der Universität Modena und Reggio Emilia) haben wir begonnen, ein Projekt zur Erforschung von Kommunikationsmöglichkeiten für ältere Menschen mit mobilen Geräten zu entwickeln. Aufbauend auf einem Citizen Science Modell soll die Initiative das Leben der Senioren im Raum Zürich verbessern, indem sie aktuelle Nutzungsmuster und -bedürfnisse identifiziert und dann Trainingsprogramme zur Erweiterung der Nutzungsmöglichkeiten entwickelt.
Fortschritte beim Neuerscheinungsbild
Der Rest meiner Zeit war dem Buch gewidmet, das ich schreibe, "How We Read Now: Effective Strategies for Print, Digital, and Audio". Als ich den einladenden Arbeitsplatz im Gebäude RAF in den letzten Tagen der Unterbringung der DSI genoss, ging ich sowohl beim Schreiben als auch bei der Konzeption späterer Kapitel voran.
Seit über einem Jahrzehnt untersuche ich die Rolle, die die Technologie beim Lesen spielt. Mein Buch aus dem Jahr 2015 "Words Onscreen: The Fate of Reading in a Digital World" untersuchte die Geschichte des Lesens, der Leseformate und -medien sowie die Ergebnisse meiner eigenen empirischen Studie über Praktiken und Präferenzen des Lesens im Printbereich gegenüber einem digitalen Gerät. Dieses Buch konzentrierte sich auf die Identifizierung der Vor- und Nachteile des Lesens auf jeder Plattform und zog die Forschung bis 2014 heran. Aber seitdem hat sich viel verändert, sowohl in der Forschungswelt als auch in der Bildungspraxis. Es gibt eine Vielzahl neuer Studien (insbesondere in Europa und Israel), die kognitive Unterschiede im Umgang der Studierenden mit den beiden Medien dokumentieren. Gleichzeitig sehen wir sowohl in der Sekundarstufe als auch in der Hochschulbildung eine zunehmende Verwendung von Audio- (oder audiovisuellen) Materialien anstelle von Texten sowie einen Marsch, bei dem papierbasierte standardisierte Tests durch reine digitale Tests ersetzt werden.
Die Zielgruppe für "How We Read Now" sind Pädagogen: Lehrer, Schulverwalter, politische Entscheidungsträger und Eltern. Das Buch fasst zeitgenössische Forschungsergebnisse zusammen, die die Grundlage für praktische Strategien zur Maximierung des Lernprozesses der Schüler beim Lesen in Print, Digital oder Audio bilden.
Ich bin der DSI dankbar für die Möglichkeit, in einer so angenehmen Atmosphäre an diesem Buch zu arbeiten.
Webseite: Prof. Dr. Naomi Baron
Dr. George Bruseker war von April bis November 2019 DSI Fellow.
Forschung
Mein DSI Fellowship wurde so strukturiert, dass ich die Arbeit an dem Projekt "Building a Semantic Foundation for Architectural Data Integration" unterstützen konnte. Ziel des Projektes ist es, an der Entwicklung von semantischen Modellen für die Bereiche Kunst und Architektur zu arbeiten, um Referenzmodelle für die Darstellung von fortgeschrittenen CH-Informationen so zu erstellen, dass nachhaltige und wiederholbare fortgeschrittene analytische Forschung zu verschiedenen Fragen in diesem Bereich unterstützt wird. Während die Wissenschaft zunehmend digitale Methoden und Formate zur Dokumentation analytischer Informationen zur Geschichte und Entwicklung von Kunst und Architektur in ihren materiellen und konzeptuellen Aspekten einsetzt, wird die Entwicklung gemeinsamer konzeptueller Modelle zur Darstellung dieser grundlegenden Forschungsdaten nicht ausreichend berücksichtigt. Solche gemeinsamen Repräsentationen sind jedoch nicht nur notwendig, um die Forschung in der Gegenwart zu unterstützen, sondern auch, um ihre Wiederverwendung in der Zukunft und die Möglichkeit ihrer Integration in andere Forschungsbereiche zu erleichtern. Meine Forschung zu diesem Thema im Rahmen dieses Fellowships konzentrierte sich auf die Frage, wie kreative Prozesse in Kunst und Architektur dargestellt und hinterfragt werden können. Als Teil eines größeren Diskurses zur Digitalen Gesellschaft spielt diese Forschung mit der Frage nach der Re-Demokratisierung von digitalen Assets und dem wiederverwendbaren und verständlichen Zugänglichmachen von Forschungswissen für Gesellschaft und soziale Akteure.
Meine Forschungsperiode begann im Mai und war so strukturiert, dass sie über den Sommer 2019 (Juni und Juli) weitgehend in Zürich stattfand und bis Dezember 2019 fortgesetzt wurde. Die Forschung im Bereich der konzeptionellen Modellierung erfordert den Zugang zu primären Dokumentationssystemen und eine enge Zusammenarbeit mit den Forschenden in der Domäne, um ihre Praxis der Datendokumentation und deren Bezug zu ihren Forschungsfragen zu verstehen. Die Ansiedlung am DSI ermöglichte eine enge Zusammenarbeit mit der SARI-Stipendiatin der Universität Zürich, Anais Guillem, und dem Team von SARI, um die Fallstudie des Heinz Isler-Archivs (https://www.sari.uzh.ch/en.html) zu bearbeiten. Ein Fallbeispiel aus der Architektur war für diese Forschung von ausserordentlichem Nutzen, da der architektonische Schaffensprozess die Interdisziplinarität, Mehrphasen- und Multiakteursnatur kreativer Prozesse in der Architektur im Besonderen, aber auch in der Kunst im Allgemeinen, aufzeigt. Darüber hinaus war ein Aufenthalt in Zürich selbst für meine Forschung sehr bereichernd und anregend. Er ermöglichte den Besuch der reichen Museumssammlungen in der Schweiz sowie der sehr aktiven und bereichernden Ausstellungsprogramme.
Diese Studienphase ermöglichte die gemeinsame Entwicklung eines semantischen Datenmodells, das das konzeptuelle Referenzmodell des CIDOC und das harmonisierte Submodell FRBRoo, eine Ontologie für bibliographische Daten, erweitert. Das aus dieser Forschung resultierende semantische Datenmodell, Creative Processes Representation (CPR), ist ein allgemeines Modell, das ontologische Klassen und Eigenschaften zur Beschreibung der Entwicklung eines künstlerischen Werkes im Laufe der Zeit bietet: vom Programm, über den Entwurf, die Ausführungsplanung und die Ausführung.
Vorlesungen
Die wissenschaftliche Interaktion und die finanzielle Unterstützung durch die DSI unterstützte die kontinuierliche Arbeit an den Fragen der Erstellung wiederverwendbarer Modelle zur Darstellung von CH-Daten und ermöglichte es mir, im Zuge dieser Arbeit Vorträge zu diesem Thema zu erstellen und vor mehreren Zielgruppen zu halten. Diese umfassten:
7/6/2019
"Semantische Referenzdatenmodelle", mit Nicola Carboni,
Bits and Bites Session, Vierter Schweizer Kongress für Kunstgeschichte
Mendrisio, Schweiz
21/10/2019
"Einige Gedanken zu Sprechakten und historischer Modellierung"
Workshop Historische Metadaten, Apollonis-Programm
ICS-FORTH
Heraklion, Griechenland
5/12/2019
"Modellierung der Modelle: Wie kann die semantische Repräsentation unsere Nutzung von Architekturarchiven verändern", mit Anais Guillem
Universität Zürich, SARI / ETH Zürich
Zürich, Schweiz
9/12/2019
"Formale Ontologien, das Semantic Web und CIDOC CRM: was sind das für Dinge und welche Bedeutung haben sie für die digitale Archäologie?
College-Jahr in Athen
Athen, Griechenland
3/4/2020
"Demokratisierung von Daten in der digitalen Gesellschaft: Wiedergewinnung einer kritischen Beziehung zu Informationen durch Semantik, mit einer Fallstudie zur Erforschung des kreativen Prozesses" [vorläufiger Titel]
Universität Zürich, Digital Society Initiative (DSI)
Zürich, Schweiz
Öffentlichkeitsarbeit und Vernetzung
Zusätzlich zu den Arbeiten in der Schweiz konnte ich an mehreren internationalen Foren zur Nutzung von semantischen Daten teilnehmen, insbesondere an Gremien und Gruppen, die sich mit dem Aufbau von Werkzeugen zur Unterstützung des Zugangs zu Wissen durch semantische Daten beschäftigen. In diesen Kontexten konnte ich die laufende Forschung in Zürich einbringen, Feedback erhalten und zur internationalen Forschung und Entwicklung zu diesem Thema beitragen. Diese Outreach-Programme beinhalteten:
CIDOC CRM SIG (11.-14. Juni, BNF, Paris)
Linked Conservation Data (London, 12.-13. September 2019)
LinkedArt (Victoria und Albert, London; Universität Oxford, Oxford, 1.-4. Oktober 2019)
DONIPAT : École thématique "Données Interopérables pour le Patrimoine" (Aussois, Frankreich, 14.-18. Oktober 2019)
CIDOC CRM SIG (22-25 Okt., ICS-FORTH, Kreta)
Arches Resources Modeling Working Group (Getty Foundation, 19.-21. November 2019)
Im Jahr 2020 werde ich versuchen, die Ergebnisse der Forschung in internationalen Zeitschriften zu veröffentlichen.
Webseite: Dr. George Bruseker
Dr. Moritz Büchi war von August 2019 bis Juli 2020 DSI Fellow und beschäftigte sich mit dem Thema digitales Wohlbefinden:
Das Fellowship ermöglichte eine Zeit der fokussierten theoretischen Arbeit an den Zusammenhängen zwischen digitaler Mediennutzung und subjektivem Wohlbefinden, wofür die DSI eine sowohl intellektuell als auch physisch ideale Umgebung bot. In der Zeit an der DSI konnte ich ein Manuskript vollenden, dessen Konzeption 2018 begann. Ein damit verknüpfter empirischer Fokus auf die Idee von empfundener digitaler Zuvielnutzung wurde open access in Social Media + Society publiziert [https://journals.sagepub.com/doi/10.1177/2056305119886031]. Die Leitfrage für das Gesamtprojekt bestand darin, wie Menschen ihr Wohlbefinden aufgrund oder trotz der ständigen Verfügbarkeit digitaler Medien erhalten oder verbessern können und führte in einem «Bauplan» für erklärende Theorien. Digitale Medien sind zunehmend mit dem Alltag verflochten, womit ihr zumindest potenzieller Einfluss auf das allgemeine Wohlbefinden zunimmt; dies führt zu übermässig verallgemeinterten und dramatischen Behauptungen wie «Smartphones zerstören eine Generation». Das resultierende Framework wird in diesem Video [https://www.youtube.com/watch?v=d-GwpXr5Vio] kurz beschrieben und streicht drei Wirkungszusammenhänge in der digitalen Gesellschaft heraus, die «einfache Antworten» zurückweisen: 1. Individuelle digitale Praktiken hängen von den Gelegenheiten und Einschränkungen ab, die durch das soziale Umfeld und technische Entwicklungen gewährt werden. 2. Verschiedene Formen individueller digitaler Praktiken führen zu häufig zusammen auftretenden konkreten Vorteilen und Nachteilen. 3. Das Gleichgewicht zwischen und die Kumulation dieser Vor- und Nachteile beeinflussen insgesamt das Wohlbefinden. Es liegt nichts inhärent Schädliches oder Nutzbringendes in digitalen Medien an sich, aber sie beeinflussen dennoch zeitweise das subjektive Wohlbefunden ihrer NutzerInnen, was eine normative Diskussion über passende Steuerung hin zum Fördern positiver und Eindämmen negativer Wirkungen eröffnet.
Über das Fellowship hinaus bietet die Challenge Area Communication weiterhin eine Plattform für Zusammenarbeit und Feedback. Durch die Diskussionen zu verschiedenen Konzepten inspiriert, lancierte ich mit KollegInnen eine Lesegruppe zum Thema digitales Wohlbefinden, sowie ein Projekt zu Disconnection-Strategien.
Website: Dr. Moritz Büchi
Dr. Vanessa Camilleri war von April 2021 bis Dezember 2021 DSI Fellow.
Das Ziel des zweimonatigen Fellowships an der UZH war es, die Art der spielerischen oder spielähnlichen Umgebung zu erforschen, die für ein Publikum von Hochschulstudierenden, die Anfängerkurse in Programmierung belegen, am besten geeignet ist. Die Hypothese, die getestet werden soll, ist, dass die Verbindung dieser erhöhten Immersion und des Engagements mit dem Inhalt eine positive Auswirkung auf die Einstellung der Studierenden zur Aufnahme und Anwendung des Programmierens haben wird.
Während des zweimonatigen Aufenthalts fanden mehrere Treffen statt, um die Bedürfnisse der Zielgruppe zu ermitteln sowie einen Plan und einen Rahmen für die Gestaltung der vorgeschlagenen Lösung zu entwickeln. Darüber hinaus wurde während des Fellowships ein Vorschlag für die Beantragung weiterer Mittel für die Entwicklung eines virtuellen Raumlabors ausgearbeitet, das Ressourcen beherbergen, Treffen erleichtern und zufällige Begegnungen zwischen Akademikern und Forschern ermöglichen soll. Es wurde auch ein Vortrag über die Konzepte gehalten, die das Game Design für das Lernen vorantreiben, mit einer Reihe von Hinweisen und bewährten Verfahren, wie Spiele und "Gamification" bei der Gestaltung von Lernumgebungen und Schulungsprogrammen genutzt werden können.
Als Ergebnis dieses Fellowships wurden erste Schritte unternommen, um die Forschung auf dem Gebiet der spielgesteuerten und gamifizierten Lernumgebungen voranzutreiben. Diese Folgeschritte, die auch von Malta aus durchgeführt werden, umfassen:
a) die Entwicklung eines Prototyps für ein Spiel mit "Gamification"-Elementen, das mit Studierenden im Rahmen eines Kurses zur sprachlichen Programmierung eingesetzt werden kann. Dieser soll auch im Rahmen des Projekts UPSKILLS, an dem die UZH beteiligt ist, eingesetzt werden. Der Prototyp des Spiels wird verschiedene Elemente enthalten, die die Beschäftigung mit dem Inhalt und die Zusammenarbeit unter Gleichaltrigen fördern sollen. Nach der Entwicklung des Prototyps, der voraussichtlich im Februar 2022 auf den Markt kommen wird, wird er mit einer Stichprobe aus dem Zielpublikum getestet und evaluiert. Die Tests und Bewertungen werden ausreichende Informationen liefern, die Aufschluss darüber geben, ob das Projekt und der vorgeschlagene Rahmen weitergeführt und bei den Zielschülern eingeführt werden können.
b) die Fertigstellung und Einreichung eines Antrags auf Forschungsmittel für die DIZH-Infrastrukturen und -Labs. Das Konzept sieht vor, dass im Falle der Annahme dieses Vorschlags mehr Mittel für die Erforschung der Frage zur Verfügung stehen, wie sich solche virtuellen Räume, die möglicherweise "Gamification"-Elemente enthalten, auf die Einstellung der Nutzer zu digitalen Praktiken der Kommunikation und Zusammenarbeit sowie zur Beschäftigung mit spezifischen akademischen Inhalten auswirken können. Im Hinblick auf die langfristige Nachhaltigkeit und die Auswirkungen hat das Stipendienprogramm eine erste Gelegenheit gegeben, sich mit Schlüsselpersonen und Interessenvertretern zu treffen, während es gleichzeitig Gelegenheiten bot, solche Forschungsmöglichkeiten zu erweitern, um die aufgestellten Hypothesen über die Auswirkungen digitaler Praktiken in der allgemeinen und beruflichen Bildung wirklich zu testen.
Website: Dr. Vanessa Camilleri
Dr. Linda Di Geronimo war von Mai bis August 2019 DSI Fellow und hat sich mit dem folgenden Thema befasst:
Dark Patterns (DPs) sind Benutzeroberflächen, die die Benutzer dazu verleiten, etwas zu tun, was sie nicht beabsichtigen. Unerwünschte Elemente in den Warenkorb zu legen, Nutzer zu manchmal teuren Abonnements hinzuzufügen oder doppelte Negative in Kontrollkästchen zu verwenden, sind nur einige der vielen DPs, die online gefunden werden können. Es gibt zwar Fälle, in denen Designer diese Muster nicht absichtlich einführen, sondern aus Unerfahrenheit und fehlendem Benutzertesten, sie haben aber oft klare bösartige Absichten.
DPs senken nicht nur die Benutzerfreundlichkeit drastisch, sondern können auch dazu führen, dass Benutzer personenbezogene Daten übermäßig teilen. Obwohl die Auswirkungen von DPs auf unsere Gesellschaft eindeutig relevant sind, gab es in der Forschungsgemeinschaft wenig Anstrengungen, wie dieses Problem am besten angegangen werden kann. Auch wenn das Konzept der Dark Patterns nicht neu ist, muss noch eine rigorose Untersuchung über ihr Ausmaß und ihre Auswirkungen auf den Benutzer durchgeführt werden. Um diese Lücke zu schließen, habe ich die Forschung zu diesem Thema angestoßen.
Dank der Unterstützung der Digital Society Initiative konnte ich DPs in aktuellen mobilen Anwendungen klassifizieren (N=240). Wir haben festgestellt, dass unter den getesteten Anwendungen 95% mindestens ein oder mehrere Dark Patterns enthalten. Die Klassifizierung erfolgte zuerst durch die Aufzeichnung von zehn Minuten exemplarischer Nutzung jeder App (insgesamt 40 Stunden Aufnahmen). Dann wurden jede UI und ihre Interaktion von zwei Forschern bewertet. Die Forscher folgten einer zuvor entwickelten Taxonomie und notierten jedes bösartige Design und seine Kategorie. Wir werden die Klassifizierung in Kürze zusammen mit dem endgültigen Datensatz auf dieser Website zur Verfügung stellen: https://lindig11.github.io/ldg/.
Darüber hinaus erstellen wir zusammen mit Ethix eine Liste von Richtlinien für eine ethischere digitale Benutzererfahrung. Ziel dieser Phase ist die Entwicklung eines Labels zur Bewertung von Web- und mobilen Anwendungen mit einer ethischen Perspektive.
Webseite: Dr. Linda Di Geronimo
Dr. Alexandra Diehl war von Juni 2020 bis June 2022 DSI Fellow:
Visual Tools Based on Citizen Data for Improving the Communication of Severe Weather Events
Erstens ermöglichte mir das Fellowship den Kontakt zu anderen Forschende am DSI wie Prof. Dr. Sara Fabrikant, Prof. Dr. Claudio Tessone, Dr. Oliver Gruebner, Dr. Ian Ruginski und Dr. Manuel Mariani.
Zweitens wurden während des Fellowships vier Studierendenprojekte erfolgreich abgeschlossen: eine MSc-Thesis und drei MSc-Projekte, die mit dem Thema meines Fellowships zusammenhängen.
Fan Feng, Yichun Xie, und Kevin Steijn (UZH) MSc Projekt: "Social Media Analytics of Weather Events". Juni 2021
Silvan Wherli und Seungwoo Han (UZH) MSc Projekt: "Visual Framework for the Analysis of Weather Concepts and Discoverers' Networks". April 2021. Gemeinsam beraten mit Prof. Claudio Tessone und Dr. Manuel Mariani
Ananya Pandya (UZH): "Towards Citizen-driven Visual Design of Weather Forecast Visualizations based on cognitive science". Juli 2021. Gemeinsam betreut mit Dr. Ian Ruginski
Stéphanie Wismer und Sophie Sturzenegger (UZH) MSc Projekt: "Dürre-Visualisierung für Nicht-Experten". Oktober 2021. Gemeinsam beraten mit Dr. Ian Ruginski
Drittens wurden entsprechende Publikationen veröffentlicht oder sind noch in Arbeit: eine vollständige Abhandlung und eine Zusammenfassung im Zusammenhang mit dem Projekt sowie zwei weitere laufende Publikationen:
Diehl, A., Pelorosso, R., Ruiz, J., Pajarola, R., Gröller, M. E., & Bruckner, S. (2021, June). Hornero: thunderstorms characterization using visual analytics. In Computer Graphics Forum (Vol. 40, No. 3, pp. 299-310).
Pandya, A., Popovic, N., Diehl, A., Ruginski, I., Fabrikant, S., & Pajarola, R. (2021, September). Leveraging Different Visual Designs for Communication of Severe Weather Events and their Uncertainty (No. EMS2021-266). Copernicus Meetings.
Diehl, A, Mariani, M. S. et al.: “Detecting and visualizing discoverers of high-impact weather events using Online forum data” [Ongoing]
Diehl et al. “DroughtVis: A Non-Experts’ Empirical Study for the Adoption and Engagement on Drought Events by using Visual Interfaces” [Ongoing]
Viertens hat das Interesse an meinem Fellowship und unseren Methoden mehrere wichtige Kooperationen mit Bundesämtern sowie Forschungszentren in der Schweiz und im Ausland ausgelöst. Wichtige Kooperationspartner sind MeteoSchweiz, das BAFU, der nationale Wetterdienst Argentiniens und das Zentrum für Meer und Atmosphäre (Argentinien). Im Zusammenhang mit diesen Bemühungen haben wir vor kurzem ein SNF SPIRIT Projekt in "Uncertainty Visualization and Analysis of High-Resolution Numeric Weather Forecasts" (https://unweather.ifi.uzh.ch/) für ca. 600000 CHF bewilligt, an dem ich als Projektpartnerin beteiligt bin und wesentlich zur Erstellung beigetragen habe.
Weitere Informationen: https://meteotweets.ifi.uzh.ch/
Webseite: Dr. Alexandra Diehl
Dr. Somayeh Dodge arbeitete von März bis August 2024 mit der DSI Community Mobility.
Somayeh Dodge ist ausserordentliche Professorin für Spatial Data Science an der University of California Santa Barbara. Sie konzentriert sich auf die Entwicklung von Methoden für die geografische Datenanalyse, Modellierung und Visualisierung zur Unterstützung von interdisziplinärer Forschung über Bewegung in menschlichen und ökologischen Systemen. Ihre Forschung untersucht, wie Bewegungsprozesse durch das Verhalten von Individuen, ihre sozialen Interaktionen und ihre Umwelt in verschiedenen Anwendungsbereichen wie Bewegungsökologie und menschliche Mobilität beeinflusst werden.
Prof. Dr. Emese Domahidi arbeitete im Oktober und November 2023 mit der DSI Community Communication.
Emese Domahidi ist Professorin für Kommunikationswissenschaft, insbesondere Computational Communication Science, an der Technischen Universität Ilmenau in Deutschland. Sie promovierte mit ihrer Arbeit «Online Media Use and Perceived Social Resources. A Meta-Analysis» an der Universität Münster und war Postdoc am Leibniz-Institut für Wissensmedien in Tübingen.
Emese Domahidi befasst sich mit der Analyse digitaler Medieninhalte und Kommunikationsprozesse sowie den damit verbundenen Veränderungen für den Einzelnen und die Gesellschaft. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen psychische Gesundheit und digitale Medien, (kognitive) Verzerrungen in digitalen Medien und Mensch-Maschine-Interaktion. Neben den traditionellen Methoden der Kommunikationswissenschaft konzentriert sie sich auch auf die Anwendung, Verbesserung und Bewertung von computergestützten Methoden für die Kommunikationswissenschaft. Sie hat zahlreiche Artikel in führenden Fachzeitschriften des Fachgebiets veröffentlicht. Sie ist Leiterin der Fachgruppe Methoden der Deutschen Gesellschaft für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft, Mitherausgeberin der Zeitschrift Publizistik und Vorstandsmitglied der Zeitschriften Journal of Media Psychology, Media Psychology, Computational Communication Research und M&K.
Als DSI Fellow konzentrierte sie sich auf die Förderung interdisziplinärer Perspektiven in der computergestützten Forschung zur psychischen Gesundheit.
Martin Dusinberre arbeitete als DSI Fellow im Herbstsemester 2019 an seinem kurz vor dem Abschluss stehenden Digital History Projekt, gefördert durch den Schweizerischen Nationalfond.
Lives in Transit ist ein Tool um Global History im digitalen Zeitalter sowohl zu erzählen als auch zu unterrichten. Es bietet Historikerinnen und Historikern ein Model, um ihre Forschung in Form eines ernsthaften Games zu präsentieren. Das Game selber simuliert dabei lebensechte Forschungserfahrungen für BA- und MA-Studierende. Im Gegensatz zu konventionellen akademischen Formaten wie dem Essay, dem Kapitel oder der Monografie erlaubt das Game Autorinnen und Autoren nicht-lineares Storytelling und die Erschaffung von parallelen und multidirektionalen Narrativen. Durch Gamifizierung lädt Lives in Transit ein, das Zustandekommen eines Teils von global historischer Forschung zu erfahren und innovative Wege zur Aufzeichnung und zum Mapping des kreativen Prozesses auszuprobieren. Zur gleichen Zeit werden die Spielenden zur Reflektion über die Art und Weise des Forschungsprozesses in einer digitalen Welt ermutigt. Mit dem starken Fokus auf die heutige akademische Forschungsumgebung zeigt es auch die ungleiche Verteilung von Forschungsmitteln und sogar Online-Quellen auf; allesamt Probleme, die auch Teil grösserer Debatten über den Zugang zur „Digital Society“ sind. Lives in Transit ist ein Open Source Projekt und das Resultat einer langen Kollaboration zwischen Professor Dr. Dusinberre, der Abteilung S3IT der Universität Zürich und privaten Partnerfirmen. Der Prototyp wurde 2017 entwickelt und getestet; das Game selber wurde im Herbst 2019 getestet und soll im Frühling 2020 an den Start gehen.
Webseite: Prof. Dr. Martin Dusinberre
Dr. Sarah Ebling war von Januar bis September 2019 DSI Fellow und hat sich mit dem folgenden Thema befasst:
Auf dem Weg zur automatischen Textvereinfachung für Deutsch
Während die digitale Transformation für viele Menschen einen positiven Wandel bewirkt hat, hat sie auch zusätzliche Barrieren geschaffen. So stellt beispielsweise die Tatsache, dass durch die Digitalisierung immer mehr Informationen in schriftlicher Form vermittelt werden, ein Hindernis für Menschen mit eingeschränkter Lesefähigkeit dar. Leichte Sprache kann diesen Personen den Zugang zu Informationen und Kommunikation ermöglichen. Eine solche Sprachvarietät zeichnet sich durch reduzierte lexikalische und syntaktische Komplexität, das Hinzufügen von Erklärungen für schwierige Wörter und ein klar strukturiertes Layout aus.
Die automatische Herstellung leichter Sprache ist für Sprachen wie Englisch, Spanisch, Portugiesisch usw. bereits einigermassen gut erforscht. Fürs Deutsche hingegen existieren nahezu keine Arbeiten. Ziel des Fellowships „Towards a Scalable, Multimodal Automatic Text Simplification System for German“ war es deshalb, die Voraussetzungen für die Entwicklung eines automatischen Textvereinfachungssystems für das Deutsche zu schaffen.
Konkreter Output des Fellowships sind zwei parallele Korpora, die als Datensammlung für automatische Textvereinfachung via neuronale maschinelle Übersetzung dienen werden (Battisti and Ebling, 2019). Erste Experimente in dieser Richtung laufen bereits. Am Institut für Computerlinguistik hat zudem ein Doktorand seine Forschungsarbeit zu monolingualer Satzalignierung aufgenommen, die eine Grundlage für die Nutzbarkeit von parallelen Dokumenten für die neuronale maschinelle Übersetzung darstellt.
Da eines der beiden Korpora, die im Rahmen des Fellowships aufgebaut wurden, aus Nachrichtenmeldungen besteht, entstand ein Austausch mit Prof. Dr. Anne Scherer, Prof. Dr. Thomas Friemel und Prof. Dr. Chat Wacharamanotham im Rahmen eines Projektes, das sich u.a. mit einer digitalen Infrastruktur für Nachrichtentexte beschäftigt.
Im laufenden Herbstsemester 2019 führe ich zudem ein Seminar „Automatische Textvereinfachung“ durch (zusammen mit Prof. Dr. Martin Volk). Im Frühjahrssemester 2020 biete ich, angeregt durch den Austausch an der DSI, ein Seminar „Language Technology in the Context of Artificial Intelligence“ an.
Das Fellowship bot daneben Gelegenheit für eine Vernetzung mit anderen Fellows und Mitgliedern des DSINetzwerks. Mit Prof. Dr. Eva Weber-Guskar führte ich im Rahmen der Scientifica 2019 ein „Science Café“ mit dem Titel „Kann ein Computersystem denken?“ durch. Mit Prof. Dr. Adrian Hehl (Vetsuisse-Fakultät) entstand ein Antrag für ein Lehrkredit-Projekt.
Webseite: Dr. Sarah Ebling
Dr. Márcia Santana Fernandes war von Januar 2020 bis September 2023 DSI Fellow.
Das Ziel dieses DSI Fellowships war die interkulturelle Übersetzung des Data Protection/Ethics Self-Assessment Tool (DESAT) ins brasilianische Portugiesisch unter der Leitung von Dr. Markus Christen (DSI). Dieses Projekt wurde zusammen mit Prof. Dr. José Roberto Goldim entwickelt.
Die Aktivitäten wurden zwischen Januar 2020 und September 2023 durchgeführt. Im ersten Monat war es möglich, an Treffen und Seminaren zu den verschiedenen Themen der vom DSI durchgeführten Forschung, insbesondere des DESAT-Projekts, teilzunehmen. Die COVID-19-Pandemie verhinderte, dass andere Aktivitäten am DSI stattfanden. Die erzielten Ergebnisse wurden auf dem Seminar im September 2023 persönlich am DSI vorgestellt.
Auf der Grundlage der deutschen und englischen Versionen von DESAT wurde eine Übersetzung ins Portugiesische angefertigt. Anschließend wurde die Eignung des Inhalts für den brasilianischen Rechts- und Regulierungsrahmen bewertet. Aufgrund der Möglichkeit, den Rechtsrahmen für brasilianische Forschung zu ändern, wurden Fragen zur ethischen Angemessenheit von Forschungsprojekten entfernt. Alle Inhalte zum Datenschutz wurden überprüft und an die brasilianische Gesetzgebung angepasst.
Eine erste Version wurde in Portugiesisch mit einer HTML-Schnittstelle erstellt. Anschließend wurde eine Evaluierung durchgeführt und eine Änderung mithilfe des Online-Formularerstellers Jotform vorgeschlagen. DESAT/BR, Version 4.4, wurde bereits von einer Auswahl von Forschern evaluiert und auf seine Benutzerfreundlichkeit überprüft. Die DESAT/BR-Version erwies sich als nützlich für die Durchführung einer Selbstbewertung des Datenschutzes in der Forschung. Derzeit wird eine neue Version vorbereitet, mit dem Ziel, Verbesserungen vor allem im Bericht von DESAT/BR zu fördern.
Prof Dr. Tina Freyburg war vom 1. Februar bis 31. Juli 2022 DSI Fellow.
Während dieser vier Monate nahm sie an den folgenden Aktivitäten teil:
DSI Community Democracy Events
Meine Forschungsschwerpunkte konnten an zwei verschiedenen Events in der DSI Community Democracy eingesetzt werden. Einerseits konnte ich in einer community-internen Brownbag Session vom 12. April meine Forschung genauer vorstellen und mich in der interessanten Q&A Session spannenden Fragen von verschiedenen Community-Mitgliedern stellen. Zudem organisierte ich einen öffentlichen «DSI Democracy meets…» Event. Zum Thema «Datenschutz im Internet durch Technologie» habe ich am 5. Mai 2022 verschiedene Akteure aus datenschutzorientierten Start-ups sowie andere Expertinnen vor Ort an die DSI zu einer spannenden Podiumsdiskussion eingeladen: Alexis Roussel (NymTech), Samuel Hitz (Anapaya), Bart Butler (Proton) and Katja Dörlemann (SWITCH). Dabei habe ich auch die Podiumsdiskussion moderiert.
Projektarbeit
Wie im Antrag skizziert, leite ich derzeit ein gross angelegtes Projekt, in dem wir die Determinanten und Auswirkungen der Bereitstellung, Nutzung und Kontrolle von Internetdiensten in afrikanischen Ländern untersuchen. Dabei untersuchen wir die Frage: Welche Rolle spielen die Eigentümer von Telekommunikationsunternehmen mit Blick auf die Wahrscheinlichkeit staatlich verordneter Internetblockaden? Im Frühjahrssemester 2022 schlossen wir unsere empirischen Analysen weitgehend ab, verfeinerten unsere theoretische Argumentation und arbeiteten vor allem an zwei Publikationen:
Austausch mit Expertinnen auf dem Gebiet der Analyse von Internetnutzungsdaten
Während des Forschungssemester konnte ich mich einerseits an wöchentlichen Projektsitzungen des Autorenteams auf MS Teams austauschen; andererseits am online Brownbag-Seminar der DSI Democracy Community und zuletzt auch an der Jahresversammlung der International Studies Association in Nashville, USA. Dort organisierte ich den Panel «The internet as a research tool: Using large-scale internet data to study digital censorship», u.a. mit unseren Kooperationspartner am CitizenLab der Munck School of International Affairs an der Universität Toronto, Kanada sowie am Oxford Internet Institute der Universität Oxford, Grossbritannien.
Ich möchte mich bei der Digital Society Initiative der Universität Zürich dafür bedanken, dass sie mir während dieser Zeit einen Arbeitsplatz zur Verfügung gestellt und mich eingeladen hat, meine Arbeit im Rahmen des Brown Bag Seminars der DSI Community Democracy zu präsentieren.
Prof. Dr. Thomas Friemel arbeitete im FS18 und HS18 an der DSI an 3 Projekten:
Communicative Challenges in Digital Societies
Sowohl die öffentliche als auch die private Kommunikation haben sich durch die Digitalisierung entscheidend verändert. Die Ringvorlesung der Digital Society Initiative in Zusammenarbeit mit dem IKMZ thematisierte aus verschiedenen wissenschaftlichen Perspektiven die wichtigsten Chancen und Herausforderungen, welche sich für die Gesellschaft durch diese Veränderungen ergeben. Diskutiert wurde unter anderem, welchen Einfluss neue Formen von Online-Propaganda und Fake News auf politische Debatten haben, wie sich Online-Plattformen juristisch regulieren lassen, mit welchen Strategien sich Medienunternehmen in den veränderten Marktbedingungen behaupten können, wie Kinder und Jugendliche einen positiven Umgang mit dem Internet erlernen und inwiefern Roboter helfen können, Personen mit Behinderung am sozialen Austausch teilnehmen zu lassen. Thematisiert wurde aber auch der Einfluss der Digitalisierung auf die wissenschaftliche Forschung. Digitale Spuren der Internetnutzung und elektronische Geräte wie das Smartphone ermöglichen den Forschern neuartige Einblicke in das Kommunikations- und Beziehungsverhalten der Menschen. Gleichzeitig sind diese Datenquellen mit zahlreichen Problemen verbunden, welche von ethischen und juristischen Aspekten bis hin zur Frage reichen, wofür die digitalen Spuren überhaupt stehen.
Protection of Children Online
Vor dem Hintergrund der sich zunehmend entwickelnden digitalen Landschaft und der damit verbundenen Risiken für Kinder und Jugendliche tauschten sich 60 Experten aus der ganzen Welt zu Fragen wie z.B. “welche neuen Online-Risiken entstehen in einer digitalen Landschaft“ oder „welche kritischen digitalen Fähigkeiten sind erforderlich, um das Risikobewusstsein von Kindern und Jugendlichen zu stärken“. Im Workshop wurden die Grundlagen diskutiert, auf denen die neuen Empfehlungen der OECD aufbauen sollen.
Digital Health Communication
Sowohl Kommunikation als auch Gesundheit wurden im Rahmen der DSI als relevante Challenge Areas identifiziert. Dies deutet darauf hin, dass an der UZH zum einen die notwendige kritische Masse an Wissenschaftlern und zum anderen ein strategisches Interesse besteht, in diesen Feldern eine führende Rolle zu übernehmen. Das erklärte Ziel der DSI ist es, nicht nur die Forschung und interdisziplinäre Kooperation an der UZH zu stimulieren, sondern die daraus entstehende Expertise auch in die Gesellschaft zu vermitteln und den Praxistransfer zu unterstützen. Die Entwicklung eines CAS in Digital Health Communication hat genau dies zum Ziel. Die Identifizierung und Spezifizierung relevanter Themenbereiche und der darin bestehenden Expertise an der UZH wird zum einen die Vernetzung der Forschenden verstärken. Zum anderen wird durch die Vermittlung des Knowhows ein Beitrag für die Entwicklung der digitalen Gesellschaft geleistet und die führende Rolle der UZH dabei verdeutlicht.
Webseite: Prof. Dr. Thomas Friemel
Dr. Alfred Früh war im Jahr 2019 DSI-Fellow und hat während dieser Zeit schwerpunktmässig untersucht, wie das Patentrecht durch technologische Entwicklungen herausgefordert wird. Im Vordergrund stand die Frage des Umgangs mit durch Maschinen gemachten «Erfindungen». Maschinen entwickeln immer häufiger beinahe autonom technische Lösungen sind damit «erfinderisch» tätig, obwohl das Recht von menschlichen Erfindern ausgeht. Angesichts dieses Widerspruchs wird relevant, wie sich die (nach aussen hin vollkommen intransparente) Aufgabenteilung zwischen Mensch und Maschine im Einzelfall tatsächlich gestaltet und woran das Recht bei der Gewährung von Patenten richtigerweise anknüpfen soll. Die Untersuchung legt nahe, den Erfinderbegriff auf unternehmerische Einheiten auszuweiten und die überkommenen Elemente eines Erfinderpersönlichkeitsrechts aus dem Patentrecht zu verbannen, um letztlich mehr Transparenz darüber zu schaffen, wer tatsächlich erfinderisch tätig ist, bzw. war.
Dieses Thema steht im Kontext eines breiter angelegten Habilitationsprojekts, das den rechtlichen Umgang mit Transparenz in der Digitalwirtschaft untersucht.
Webseite: Dr. Alfred Früh
Dr. Sarah Geber war von Januar bis Juli 2021 DSI Fellow und befasste sich mit dem Thema der Akzeptanz von Tracing-Technologien während der Covid-19-Pandemie.
Ziel des Fellowships war es, die Barrieren und Triebkräfte für die Akzeptanz von Tracing-Technologien zu verstehen. Auf der Grundlage dieses Verständnisses sollten Erkenntnisse für die Entwicklung und Umsetzung von Rückverfolgungstechnologien gewonnen werden. Um diese Ziele zu erreichen, wurde in dem Projekt eine interdisziplinäre und international vergleichende Perspektive eingenommen.
Die Arbeit stützte sich auf einen theoretischen Rahmen, der anerkennt, dass Tracing-Apps gleichzeitig digitale Technologien, öffentliche Gesundheitsmaßnahmen und soziale Verhaltensweisen sind. Daher wurden Modelle aus verschiedenen Forschungstraditionen integriert, was zu einer Synthese verschiedener krankheits- und technologiebezogener Wahrnehmungen als Prädiktoren für Tracing-Apps führte, wie z. B. die wahrgenommene Nützlichkeit der Technologie, die wahrgenommene Bedrohung durch Covid-19 und die wahrgenommenen sozialen Normen bezüglich der App-Annahme.
Um diesen Rahmen zu testen und zu untersuchen, inwieweit er kulturabhängig ist, habe ich im Dezember 2020 zusammen mit meiner Kollegin Shirley S. Ho von der Nanyang Technology University Umfragen in der Schweiz und in Singapur durchgeführt. Die Umfrage wurde auch vom Leading House für das bilaterale Wissenschafts- und Technologiekooperationsprogramm mit Asien der ETH Zürich, finanziert. Die Analyse der Daten zeigte einige wichtige Unterschiede bei den Prädiktoren für die Annahme von Apps. So wurde beispielsweise festgestellt, dass die wahrgenommene Nützlichkeit in der Schweiz mit der App-Akzeptanz zusammenhängt, in Singapur jedoch nicht, und dass umgekehrt die wahrgenommenen sozialen Normen in Singapur eine deutlich wichtigere Rolle bei der App-Akzeptanz spielen als in der Schweiz. Diese Unterschiede lassen sich durch die unterschiedlichen kulturellen Ausrichtungen der beiden Länder, wie Kollektivismus und Individualismus, erklären. Diese Ergebnisse habe ich an wissenschaftlichen Konferenzen, wie der European Conference on Health Communication, an den Austauschtagen der Digitalisierungsinitiative der Zürcher Hochschulen sowie an einem Workshop des Schweizerischen Wissenschaftsrates in Bern vorgestellt und diskutiert. Ein Papier, das auf einem verwandten Framework und auf einer früheren Umfrage basiert, die im Juli 2020 in der Schweiz kurz nach der Veröffentlichung der SwissCovid-App durchgeführt wurde, ist hier zugänglich.
Ausserdem habe ich einen typologiebasierten Ansatz zur App-Adoption entwickelt. Dieser Ansatz unterscheidet vier verschiedene Gruppen von Personen entlang des Adoptionsprozesses: Verweigerer, die die App-Adoption generell ablehnten, Zögerer, die zögerten, die App anzunehmen, Adopter, die die App nutzten, und De-Adopter, die die App wieder deinstalliert hatten. Umfragedaten, die nach der Veröffentlichung der SwissCovid-App erhoben wurden, zeigten signifikante Unterschiede zwischen diesen Personengruppen in Bezug auf die Wahrnehmung von Nutzen und Kosten der App, das Wissen über den Umgang mit Daten in der Technik und die Meinungsführung zur App. Diese Unterschiede bieten wichtige Ansatzpunkte für Kommunikationsstrategien, die darauf abzielen, die Akzeptanz der App in der Bevölkerung zu erhöhen. Die Studie ist im Open Access veröffentlicht worden: https://journalqd.org/article/view/2556. Ich habe ihre praktischen Auswirkungen auch in den "DSI insights" erörtert, die hier zugänglich sind.
Weitere Informationen über das Fellowship-Projekt finden Sie hier.
Website: Dr. Sarah Geber
Während des DSI Fellowships, das ich im Frühjahr- und Herbstsemester 2019 abhielt, konnte ich viel Zeit und Mühe in den Aufbau des Digital Democracy Lab (https://digdemlab.io) investieren, das eine Schlüsselkomponente der DSI Challenge Area Democracy darstellt. Das Digital Democracy Lab ist jetzt voll funktionsfähig. Es besteht aus einer Forschungsinfrastruktur, die in der Lage ist, eine grosse Menge Daten mit einem hohen Grad an Automatisierung zu sammeln, vorzubereiten, zu speichern und zu analysieren. Die Infrastruktur wird auf der Rechen- und Speicherinfrastruktur der UZH gehostet, die die Verschlüsselung und den Schutz der Daten gewährleistet. Diese Datenbank umfasst beispielsweise Millionen von Social Media-Posts im Zusammenhang mit den eidgenössischen Wahlen, 10 Millionen Zeitungsartikel von 86 Schweizer Nachrichtenorganisationen, über 40'000 Pressemitteilungen von Schweizer Parteien, Regierungsvertretern und Interessengruppen sowie vollständige Transkriptionen von rund 500 Ausgaben der wichtigsten politischen Talkshows der Schweiz. Diese Datensätze werden laufend aktualisiert und können je nach den Bedürfnissen der Forschenden auch für politische und mediale Quellen ausserhalb der Schweiz erweitert werden. Um internationale Kooperationen zu etablieren, haben wir einen Aufruf zur Vergabe von Stipendien für Nichtansässige veröffentlicht (https://digdemlab.io/docs/DigDemLab_call_fellowships.pdf). Des Weiteren haben wir einen Call for Papers für einen DSI Challenge Area-Workshop am 20. Mai 2020 veröffentlicht, den wir nun leider aufgrund von COVID-19 verschieben mussten (neues Datum wird noch festgelegt). Ein zweiter, internationaler Workshop ist für den 5. bis 6. November 2020 geplant. Insgesamt hat das DSI Fellowship eine wichtige Rolle bei der Initiierung des Digital Democracy Lab gespielt. Ich bin dem DSI für seine Unterstützung dankbar.
Webseite: Prof. Dr. Fabrizio Gilardi
Dr. Laura Giurge war DSI Fellow von Mai 2022 bis Oktober 2022:
Re-defining well-being for the future of work
Die Art und Weise, wie wir heute arbeiten, verändert sich grundlegend. Laufende Innovationen am Arbeitsplatz wie allgegenwärtige Technologie, alternative Arbeitsformen oder Hypereffizienz revolutionieren unsere Arbeitserfahrungen und machen es einfacher, Informationen zu teilen, mit anderen zusammenzuarbeiten und mit weniger Aufwand mehr zu erreichen (Spreitzer et al., 2017; Wang et al., 2020). Gleichzeitig wird es für den Einzelnen immer schwieriger, Grenzen zwischen der Arbeit und anderen Aspekten seines Lebens zu ziehen (Ashford et al., 2018; Giurge et al., 2020; Leslie et al., 2012; Mazmanian et al., 2013). Auf individueller Ebene mag eine zusätzliche Stunde Arbeit an einem Tag nicht sehr problematisch erscheinen, aber über einen längeren Zeitraum hinweg betrachtet, verursacht das Versäumnis, sich von der Arbeit zu trennen, enorme Kosten sowohl für den Einzelnen als auch für Unternehmen und die Gesellschaft insgesamt. Ein Forscher schätzt die Gesundheitskosten, die durch Stressfaktoren am Arbeitsplatz wie lange Arbeitszeiten entstehen, auf 48 Milliarden US-Dollar pro Jahr (Goh et al., 2016).
Zwar gibt es eine wachsende Zahl von Studien, die sich mit der Zukunft der Arbeit befassen, doch die Auswirkungen der Zukunft der Arbeit auf das Wohlbefinden wurden bisher nur wenig beachtet. Wir müssen dringend ein umfassendes Verständnis dafür entwickeln, was die Zukunft der Arbeit für das Wohlbefinden bedeutet, damit wir Führungskräfte und Mitarbeitende darüber informieren können, wie sie die verschiedenen Veränderungen am Arbeitsplatz am besten bewältigen können.
Gemeinsam mit Prof. Dr. Lauren Howe wird die DSI Fellow ihren Aufenthalt nutzen, um die vorhandene (Management-)Literatur zum Thema Wohlbefinden und deren Auswirkungen auf die Zukunft der Arbeit zu überprüfen, zusammenzufassen, zu interpretieren und zu kritisieren.
Website: Dr. Laura Giurge
Von September bis Dezember 2020 war Dr. Jamie Gloor in Teilzeit (60%) an der DSI beschäftigt. In dieser Zeit veröffentlichte und präsentierte sie mehrere Arbeiten zum Thema Digitalisierung, insbesondere in der Anwendung am Arbeitsplatz. So veröffentlichte sie zusammen mit Professorin Dr. Carolin Strobl und Dr. Rudolf Debelak (UZH Psychologie) einen Artikel in der Inside IT, der konkrete Empfehlungen für Führungskräfte, Informatiker und Organisationen zur Reduktion der Algorithmus-Angst aufzeigt. Zudem veröffentlichte sie zusammen mit Prof. Dr. Lauren Howe (UZH Business am Zentrum Zukunft der Arbeit), Prof. Dr. David De Cremer (Gründer und Leiter des Zentrums Zukunft der Arbeit) in The European Business Review einen Beitrag darüber, wie Soft Skills wie Humor die Führung von Robotern unterstützen können. David De Cremer (Gründer und Direktor des Centre on AI Technology for Humankind an der National University of Singapore) und Professor Dr. Kai Chi (Sam) Yam (National University of Singapore Business School); Elemente von Dr. Gloors Theorien zu Soft Skills und Roboterführung wurden auch in einem viel gelesenen technischen Bericht über "The Future of Work" veröffentlicht. Während ihres DSI Fellowship präsentierte Dr. Gloor "The future of work (post?) COVID-19: New leadership challenges" für das Exeter Festival of Social Science. Kurz vor Beginn ihres Fellowships hielt Dr. Gloor außerdem einen Methodenvortrag am DSI zum Thema "Forschung in Zeiten des Corona-Virus: Challenges & creative solutions". Außerdem half Dr. Gloor bei der Organisation der DSI-Konferenz "Trust in Autonomous Machines" mit und plante, auf dieser Konferenz und auf einem DSI-Fellowsevent zu präsentieren, konnte aber leider beides krankheitsbedingt nicht tun. Schließlich traf Dr. Gloor aktuelle/ehemalige DSI-Fellows/Wissenschaftler und tauschte sich mit ihnen aus, darunter Professor Dr. Aniko Hannak, Dr. Markus Christen, Markus Kneer, Ulrich Leicht-Deobald, Michele Loi und Eleonora Vigano (um nur einige zu nennen).
Webseite: Dr. Jamie L. Gloor
Prof. Dr. José Roberto Goldim war von Januar 2020 bis September 2023 DSI Fellow.
Das Ziel dieses DSI Fellowships war die interkulturelle Übersetzung des Data Protection/Ethics Self-Assessment Tool (DESAT) ins brasilianische Portugiesisch unter der Leitung von Dr. Markus Christen (DSI). Dieses Projekt wurde zusammen mit Dr. Márcia Santana Fernandes.
Die Aktivitäten wurden zwischen Januar 2020 und September 2023 durchgeführt. Im ersten Monat war es möglich, an Treffen und Seminaren zu den verschiedenen Themen der vom DSI durchgeführten Forschung, insbesondere des DESAT-Projekts, teilzunehmen. Die COVID-19-Pandemie verhinderte, dass andere Aktivitäten am DSI stattfanden. Die erzielten Ergebnisse wurden auf dem Seminar im September 2023 persönlich am DSI vorgestellt.
Auf der Grundlage der deutschen und englischen Versionen von DESAT wurde eine Übersetzung ins Portugiesische angefertigt. Anschließend wurde die Eignung des Inhalts für den brasilianischen Rechts- und Regulierungsrahmen bewertet. Aufgrund der Möglichkeit, den Rechtsrahmen für brasilianische Forschung zu ändern, wurden Fragen zur ethischen Angemessenheit von Forschungsprojekten entfernt. Alle Inhalte zum Datenschutz wurden überprüft und an die brasilianische Gesetzgebung angepasst.
Eine erste Version wurde in Portugiesisch mit einer HTML-Schnittstelle erstellt. Anschließend wurde eine Evaluierung durchgeführt und eine Änderung mithilfe des Online-Formularerstellers Jotform vorgeschlagen. DESAT/BR, Version 4.4, wurde bereits von einer Auswahl von Forschern evaluiert und auf seine Benutzerfreundlichkeit überprüft. Die DESAT/BR-Version erwies sich als nützlich für die Durchführung einer Selbstbewertung des Datenschutzes in der Forschung. Derzeit wird eine neue Version vorbereitet, mit dem Ziel, Verbesserungen vor allem im Bericht von DESAT/BR zu fördern.
Prof. Dr. Miguel Gonçalves Meira e Cruz hat Zürich und die DSI im August 2018 besucht, um mit Dr. med. Dominik Ettlin zusammenzuarbeiten.
DSI Fellowships zur portugiesischen Übersetzung der web-basierten interdiszipli-nären Symptom Evaluation1 (WISE) und damit zur Förderung der transkulturellen Sammlung von „big data“ zum besseren Verständnis von Risikofaktoren für oro-faziale Schmerzen
Die patientenorientierte Erfassung von Behandlungsresultaten (“outcome measures“) wird in di-versen medizinischen Bereichen zunehmend wichtiger. Der Bedarf einer umfassenden Einschät-zung von Schmerzpatienten wird u.a. durch das wegweisende Bundesgerichtsurteil 9C_492/2014 vom 3. Juni 2015 unterstrichen. Es verlangt von der Ärzteschaft, dass bei der Einschätzung des funktionellen Schweregrads von unklaren Beschwerdebildern psychosoziale und soziokulturelle Faktoren vermehrt berücksichtigt werden. Unsere Gruppe hat kürzlich ein web-basiertes Instru-ment zur strukturierten interdisziplinären Befragung von Personen mit Schmerzerkrankungen entwickelt . Gegenüber Papierfragebögen ermöglicht die moderne Informationstechnologie, Be-fragungen gemäss Konzepten des “computerized adaptive testing” (CAT) aufzubauen. Dabei kön-nen symptomorientierte Checklisten (qualitative Symptomerfassung) bedarfsabhängig mit weiter-führenden Fragebögen zur quantitativen Symptomerfassung gekoppelt werden („case-finding in-struments“). Die WISE ermöglicht Klinikern eine erste Einschätzung der Symptombelastung. Gleichzeitig liefert sie mittels valider Fragbögen und auf Basis automatisierter Algorhythmen Hinweise auf abklärungsbedürftige Verdachtsdiagnosen im somatischen und psychischen Bereich. Nebst dieser personalisierten Triage können anonymisierte Daten für Forschungszwecke gespei-chert werden. Das Instrument ermöglicht eine personalisierte Medizin, erleichtert die interprofessi-onelle Ausbildung und Zusammenarbeit und unterstützt multizentrische Studien.
Mittlerweile haben fast 1‘000 Patienten der interdisziplinären Schmerzsprechstunde (Leitung PD Dr. Dr. D. Ettlin) am Zentrum für Zahnmedizin der Universität Zürich vor ihrer Erstkonsultation die WISE ausgefüllt. Die Datenanalyse im Rahmen von Forschungsprojekten läuft und Manuskripte sind bei wissenschaftlichen Zeitschriften eingereicht oder in Vorbereitung. Um die Übersetzung der WISE zur Anwendung auch in Brasilien und Portugal zu ermöglichen, hat das DSI Direktori-um den beiden Fellows Prof. Antônio Sérgio Guimarães (Universität Leopoldo Mandic in Campi-nas, Brasilien) und Prof. Miguel Gonçalves Meira e Cruz (Universität von Lissabon, Portugal) im August 2018 Kuraufenthalte in Zürich ermöglicht. Mit eigener Finanzierung kam Prof. Kanokporn Bhalang (Chulalongkorn Universität in Bangkok, Thailand) hinzu. Das Dreier Team arbeitete während 7 Tagen intensiv an der Übersetzung der Software und die Übersetzungsarbeiten konn-ten entsprechend im vorgegebenen Zeitrahmen erfolgreich abgeschlossen werden.
Webseite: Prof. Dr. Miguel Gonçalves Meira e Cruz
Trotz der unerwarteten Hindernisse, die das Coronavirus für den wissenschaftlichen Austausch mit sich brachte, ermöglichte mir mein Aufenthalt an der DSI wichtige Fortschritte bei Projekten, die mit der Mission der Initiative in Zusammenhang stehen.
Insbesondere bot mir meine Zeit bei der DSI den Raum und das Feedback, um zwei Paper zum Thema digitale Kompetenz und Online-Fehlinformation zu erstellen. Im ersten versuchen Kevin Munger und ich, das Konzept der digitalen Kompetenz zu klären und zu untersuchen, wie es am besten gemessen werden kann. Wir sprechen auch über praktische Herausforderungen für Sozialwissenschaftler, die daran interessiert sind, zu untersuchen, wie digitale Kompetenz mit Ergebnissen zusammenhängt, die uns wichtig sind. Eine der Erhebungsmassnahmen, die wir untersuchen, wurde ursprünglich von Eszter Hargittai, einem Mitglied des DSI Netzwerks, entwickelt. Es war ein Privileg, mit ihr persönlich über das Projekt sprechen zu können. Ich hatte auch das Glück, hilfreiches Feedback in einem DSI Brown Bag Lunch und einem Fellows Exchange Day zu erhalten.
In diesem Zusammenhang beendete ich während meiner Zeit bei der DSI ein Projekt darüber, wie Interventionen zur digitalen Medienkompetenz in sozialen Medien den Menschen helfen können, "gefälschte Nachrichten" im Internet zu erkennen. Dieses Paper wurde kürzlich in den Proceedings of the National Academy of Sciences veröffentlicht und löste zahlreiche Diskussionen über unsere Ergebnisse aus. Insbesondere stellten wir fest, dass "Tipps", wie man gefälschte Nachrichten erkennen kann, die Unterscheidung zwischen falschen und allgemeinen Nachrichtenbeiträgen sowohl in den Vereinigten Staaten als auch in Indien messbar verbessern können.
Schließlich konnte ich mehrere neue Projekte auf den Weg bringen, an denen ich weiterhin arbeite. So habe ich zum Beispiel eine Studie über den Umgang mit Online-(Fehl-)Informationen im Zusammenhang mit Covid-19 und die Wirksamkeit offizieller Korrekturen von Fehleinschätzungen der Menschen im Zusammenhang mit dem Ausbruch begonnen. Ich freue mich darauf, die DSI über die Entwicklung dieses Projekts auf dem Laufenden zu halten!
Webseite: Andrew M. Guess
Prof. Dr. Antônio Sérgio Guimarães war im August 2018 als DSI Fellow an der UZH zu Gast, um mit Dr. med. Dominik Ettlin zusammenzuarbeiten.
DSI Fellowships zur portugiesischen Übersetzung der web-basierten interdisziplinären Symptom Evaluation1 (WISE) und damit zur Förderung der transkulturellen Sammlung von „big data“ zum besseren Verständnis von Risikofaktoren für orofaziale Schmerzen
Die patientenorientierte Erfassung von Behandlungsresultaten (“outcome measures“) wird in di-versen medizinischen Bereichen zunehmend wichtiger. Der Bedarf einer umfassenden Einschät-zung von Schmerzpatienten wird u.a. durch das wegweisende Bundesgerichtsurteil 9C_492/2014 vom 3. Juni 2015 unterstrichen. Es verlangt von der Ärzteschaft, dass bei der Einschätzung des funktionellen Schweregrads von unklaren Beschwerdebildern psychosoziale und soziokulturelle Faktoren vermehrt berücksichtigt werden. Unsere Gruppe hat kürzlich ein web-basiertes Instru-ment zur strukturierten interdisziplinären Befragung von Personen mit Schmerzerkrankungen entwickelt . Gegenüber Papierfragebögen ermöglicht die moderne Informationstechnologie, Be-fragungen gemäss Konzepten des “computerized adaptive testing” (CAT) aufzubauen. Dabei kön-nen symptomorientierte Checklisten (qualitative Symptomerfassung) bedarfsabhängig mit weiter-führenden Fragebögen zur quantitativen Symptomerfassung gekoppelt werden („case-finding in-struments“). Die WISE ermöglicht Klinikern eine erste Einschätzung der Symptombelastung. Gleichzeitig liefert sie mittels valider Fragbögen und auf Basis automatisierter Algorhythmen Hinweise auf abklärungsbedürftige Verdachtsdiagnosen im somatischen und psychischen Bereich. Nebst dieser personalisierten Triage können anonymisierte Daten für Forschungszwecke gespei-chert werden. Das Instrument ermöglicht eine personalisierte Medizin, erleichtert die interprofessi-onelle Ausbildung und Zusammenarbeit und unterstützt multizentrische Studien.
Mittlerweile haben fast 1‘000 Patienten der interdisziplinären Schmerzsprechstunde (Leitung PD Dr. Dr. D. Ettlin) am Zentrum für Zahnmedizin der Universität Zürich vor ihrer Erstkonsultation die WISE ausgefüllt. Die Datenanalyse im Rahmen von Forschungsprojekten läuft und Manuskripte sind bei wissenschaftlichen Zeitschriften eingereicht oder in Vorbereitung. Um die Übersetzung der WISE zur Anwendung auch in Brasilien und Portugal zu ermöglichen, hat das DSI Direktori-um den beiden Fellows Prof. Antônio Sérgio Guimarães (Universität Leopoldo Mandic in Campi-nas, Brasilien) und Prof. Miguel Gonçalves Meira e Cruz (Universität von Lissabon, Portugal) im August 2018 Kuraufenthalte in Zürich ermöglicht. Mit eigener Finanzierung kam Prof. Kanokporn Bhalang (Chulalongkorn Universität in Bangkok, Thailand) hinzu. Das Dreier Team arbeitete während 7 Tagen intensiv an der Übersetzung der Software und die Übersetzungsarbeiten konn-ten entsprechend im vorgegebenen Zeitrahmen erfolgreich abgeschlossen werden.
Dr. Sarah Hartmann war von Januar 2021 bis August 2021 DSI Fellow:
Digital Labour Platforms: Building and Assessing Trust in Platform-Mediated Care and Domestic Work in Delhi
Übersetzt aus dem Englischen:
Als DSI Fellow hatte ich die großartige Gelegenheit, einen Proposal für ein Postdoc-Projekt zu entwickeln, das sich mit aktuellen Prozessen und Fragen der Digitalisierung des Arbeitsmarktes beschäftigt. Es konzentriert sich auf digitale Arbeitsplattformen, die Arbeitspraktiken und Arbeitsmärkte tiefgreifend verändern. Während es eine schnell wachsende Zahl von Studien gibt, die die Plattformisierung von Liefer-, Ride-Hailing- und Crowdwork-Plattformen analysieren, hat die digitale Vermittlung von feminisierter Reproduktionsarbeit wie Pflege- und Hausarbeit bisher wenig Beachtung gefunden. Es besteht ein dringender Bedarf, unser Wissen über dieses Segment des Plattform-Arbeitsmarktes zu erweitern, das sich derzeit in einem rasanten Wandel befindet.
Das Projekt zielt darauf ab, Strategien des Vertrauensaufbaus und der Bewertung der Vertrauenswürdigkeit aus einer Multi-Stakeholder-Perspektive (Plattformen, Gigworker und Kunden) zu analysieren. Dies dient dem besseren Verständnis der Probleme, die sich aus der Digitalisierung in einem Sektor ergeben, der ortsgebundene Arbeit in privaten Räumen erfordert. Das Projekt untersucht die Situation in Delhi (Indien), einem globalen Zentrum für digitale Arbeit mit einer boomenden Gig-Economy, um zu analysieren, wie digitale Arbeitsplattformen das Vertrauen und die Arbeitsbeziehungen in einem Sektor gestalten, der für stark geschlechtsspezifische, informelle, prekäre und unsichtbare Arbeit bekannt ist. Mit diesem Fokus wird das Projekt das Hauptziel der DSI stärken, über die Auswirkungen der Digitalisierung auf die Art und Weise, wie wir in Zukunft arbeiten werden, nachzudenken.
Das DSI Fellowship hat es mir ermöglicht, dieses Projekt zu entwickeln und zwei Förderanträge zu schreiben. Während dieses Prozesses habe ich sehr von der Betreuung durch Prof. Dr. Karin Schwiter, Leiterin der DSI-Community "work", und Kollegen in dieser Forschungsgruppe profitiert. Die Einbindung in das DSI-Netzwerk erleichterte den Kontakt mit anderen Forschern auf diesem Gebiet, und die Möglichkeit, mein Projekt mit Kollegen zu diskutieren, ihr Feedback zu erhalten und Forschungskooperationen zu erkunden, wurde sehr geschätzt.
Dank dieses Austauschs und der Unterstützung durch die DSI konnte ich mich erfolgreich für ein Forschungskredit bewerben. Ich habe das Projekt gerade in der neu gegründeten Forschungsgruppe Arbeitsgeographie von der DSI-Assistenzprofessorin Karin Schwiter begonnen. Das Projekt ist eingebettet in die DSI Community "work" und wird die Zusammenarbeit zwischen Mitgliedern der Community aus verschiedenen Disziplinen und Forschern im Ausland fördern. Ich bin sehr dankbar für das unterstützende Umfeld und werde darauf hinarbeiten, meine Forschung in zukünftige DSI-Projekte einzubringen.
Prof. Dr. Christian Hauser arbeitete von Juni bis Dezember 2019 an der DSI an folgendem Projekt:
In der Kommunikations- und Medienwissenschaft beschreibt Framing den Prozess, mit dessen Hilfe Themen und Ereignisse in Interpretationsmuster eingeordnet werden. Gemäss Entman (1993) erfüllen Frames zwei Funktionen. Zum einen dienen sie dazu, bestimmte Aspekte der Realität auszuwählen und zum anderen sollen diese Aspekte in der Kommunikation mit bestimmten Problemdefinitionen, Interpretationen, moralischen Bewertungen oder Handlungsanweisungen verbunden werden.
Seit einigen Jahren steht der Begriff «Big Data» stellvertretend für die einschneidenden Veränderungen, die die zunehmende Durchdringung der Gesellschaft mit digitalen Technologien mit sich bringt. Eine präzise Definition des Begriffs gibt es zwar noch nicht. Er verdeutlicht aber, dass heutzutage auf einfache Weise grosse Mengen sehr unterschiedlicher Daten erfasst, gespeichert und analysiert werden können. Nicht nur Computer, Smartphone und tragbare Sensoren, sondern auch Autos, Haushaltsgeräte, Maschinen und Gebäude generieren dank eingebetteter Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) routinemässig eine grosse Menge an Daten.
Das Projekt geht der Frage nach, welche Frames in Schweizer und US-amerikanischen Zeitungen in der Debatte über das Thema «Big Data» verwendet werden. Hierzu werden die Chancen und Risiken identifiziert, die in den Zeitungsdiskursen in der Schweiz und den USA mit dem Thema «Big Data» verbunden und kommunikativ dargestellt werden. Hierbei sollen zum einen die Unterschiede herausgearbeitet werden, die in den Zeitungsdiskursen der beiden Länder bestehen und zum anderen soll beleuchtet werden, wie sich die Frames zu «Big Data» in den zurückliegenden Jahren verändert haben. Ferner soll untersucht werden, welche Unternehmen und Branchen die Berichterstattung zu «Big Data» prägen und wie die unternehmerische Anwendung von «Big Data» ethisch bewertet wird.
Webseite: Prof. Dr. Christian Hauser
Prof. Dr. Christoph Heitz war von April 2019 bis März 2020 DSI Fellow und arbeitete zusammen mit Ethikern der DSI am Projekt
Algorithmic Fairness und Ethik der kommerziellen Datennutzung
Beim Thema Algorithmic Fairness geht es um Algorithmen, die beispielsweise individualisierte Versicherungsprämien berechnen, personalisierte Informationsversorgung gestalten, predictive policing steuern, oder Bewerberselektion mittels künstlicher Intelligenz realisieren. Solche Algorithmen werden heute in zunehmendem Masse eingesetzt, und sie greifen damit spürbar in das soziale Gefüge ein.
Die Fragestellung des DSI-Projektes war: Wie können Algorithmen konstruiert werden, die die den ethischen Erwartungen an Fairness, Gerechtigkeit und Nicht-Diskriminierung von Kunden, Mitarbeitern und Gesellschaft entsprechen? Die Beantwortung dieser Frage erfordert eine Kombination von ethischem Diskurs (Was genau meinen wir, wenn wir von Fairness oder Gerechtigkeit sprechen?) und Technologie (Wie baut man faire Entscheidungsalgorithmen? Wie kann Fairness-by-Design technisch realisiert werden?).
Als Resultat des DSI-Fellowships konnte im NRP77-Programm des SNF ein gemeinsames Projekt mit den DSI-Members Markus Christen, Michele Loi und Aniko Hannak gestartet werden («Socially acceptable AI and fairness trade-offs in predictive analytics»).
Im etwas allgemeineren Kontext von Datenethik geht es um die Entwicklung von ethischen Richtlinien für die kommerzielle Nutzung von Daten im Rahmen von datenbasierten Dienstleitungen. Unter der Leitung von Christoph Heitz, Markus Christen und Michele Loi erarbeitete eine Projektgruppe aus Wissenschaftlern und Firmenvertreten einen «ethischen Kodex für kommerzielle Datennutzung», dessen definitive Fassung im Herbst 2020 veröffentlicht werden wird. Diese Aktivitäten fanden im Rahmen der Swiss Alliance for Data-Intensive Services statt und wurden von der Innosuisse finanziert.
Video auf Youtube
Webseite: Prof. Dr. Christoph Heitz
Prof. Dr. Leigh Johnson arbeitete im akademischen Jahr 2023/2024 an der Universität Zürich als Fellow der DSI Community Work und als Gastprofessorin.
Prof. Dr. Leigh Johnson ist ausserordentliche Professorin für Geographie und Umweltstudien an der Universität von Oregon. Ihre aktuelle Forschung konzentriert sich auf die ökologische Arbeit der Klimaanpassung und des Katastrophenschutzes und untersucht, inwieweit Klimaanpassungs- und Entwicklungsprojekte auf unbezahlte und unterbezahlte Arbeit angewiesen sind, um sozio-ökologische Systeme zu reparieren, damit sie klimatischen Veränderungen standhalten. Dazu gehört auch eine vergleichende Arbeit, die arbeitsgeographische Perspektiven auf die Klimaanpassung in verschiedenen Maßstäben und Räumen des globalen Südens/der Mehrheitswelt und des Nordens/der Minderheitswelt anwendet.
Da ich zuvor bei der DSI angestellt war, konnte ich sofort loslegen und in vollem Umfang von ihrem außergewöhnlichen akademischen Umfeld profitieren. Die bereits bestehende Zusammenarbeit mit Markus Christen, Avi Bernstein, Suzanne Tolmeijer und den ehemaligen Fellow Mike Stuart und Eva Weber-Guskar wurde fortgesetzt. Ich lernte auch eine Reihe neuer Fellows kennen, insbesondere Aniko Hannak, mit der ich ein neues Projekt begann.
Während des einjährigen Fellowship schlossen wir die TA-Schweizer Expertenstudie "Wenn Algorithmen an unserer Stelle entscheiden: die Herausforderungen der künstlichen Intelligenz" unter der Leitung von Markus Christen ab und veröffentlichten sie als Buch. Ein gemeinsames Übersichtspapier über moralische Algorithmen mit S. Tolmeijer, C. Sarasua, M. Christen und A. Bernstein wurde zur Veröffentlichung bei ACM Computing Surveys angenommen. Ein gemeinsamer NFP-Projektvorschlag mit dem Titel Meaningful Human Control in Security Systems (Sinnvolle menschliche Kontrolle in Sicherheitssystemen) mit T. Burri, M. Christen und F. Fleuret wurde gefördert. Ich habe eine Arbeit mit dem Titel Can a robot lie? as well well Guilty Artificial Minds (mit M. Stuart) fertig gestellt, die beide derzeit geprüft werden. Mit I.Hannikainen führte ich die bisher größte Studie über moralische Dilemmata in Corona-Triage-Kontexten durch (wird zur Zeit überprüft), die bei den Medien auf großes Interesse stieß. Mit einem Team von der DSI, armasuisse und Kobold games haben wir auch Fortschritte bei einer gross angelegten Studie erzielt, die Computersimulationen zur Erforschung des Vertrauens in die KI einsetzt. Zu diesem Thema haben wir auch die DSI-Konferenz "Vertrauen in die KI" organisiert, die im November 2020 stattfand und über die ich an den Schweizer Digitaltagen sprach. Schliesslich beenden Markus Christen und ich derzeit unseren Entwurf über tödliche autonome Waffensysteme und Verantwortungslücken.
Webseite: Dr. Markus Kneer
Dr. Miika Kujanpää arbeitete im Mai 2024 mit der DSI Community Work.
Dr. Miika Kujanpää ist Postdoktorand an der School of Business / University of South-Eastern Norway. Seine Forschung verbindet Perspektiven aus der Arbeitspsychologie mit benachbarten Wissenschaften. Der Fokus liegt dabei auf der proaktiven Gestaltung der mentalen Abgrenzung von der Arbeit, von Erholungsprozessen, und von der Erfüllung sogenannter basic psychological needs im Arbeitsleben wie auch in anderen Lebensbereichen. Derzeit leitet er ein Workpackage in einem vom Norwegischen Forschungsrat geförderten Forschungsprojekt zur Arbeitsmotivation.
Ass.-Prof. Dr. Thomas Lampoltshammer forschte von Februar bis Dezember 2020 an der DSI an folgendem Projekt:
Wie Innovationsnetzwerke Unternehmen und Regionen stärken können.
Die Auswirkungen der Digitalisierung sind aktuell stärker spürbar denn je. Wurde dieser Paradigmenwechsel anfangs noch als technisches Problem begriffen, so ist dieser aber nun schon zentraler Bestandteil von strategischen Governance-Konzepten und damit Kern der neuen Value-Proposition (Li et al., 2017, Grover et al., 2018). Dieser Einfluss auf die Wertschöpfung wurde auch durch die Europäische Kommission anerkannt. Diese spricht hier von ca. 415 Mrd. € pro Jahr an Wirtschaftswachstum, zur Förderung von Beschäftigung, Wettbewerb, Investitionen und Innovation in der EU, unterstützt durch Konzepte wie den Digital Single Market und die damit zusammenhängenden Regularien wie etwa die Single Digital Gateway Regulation (SDGR). Um die neu positionierte Value-Proposition effektiv nutzen zu können, bedarf es eines entsprechend gut etablierten Informationsflusses und somit Beziehungen zwischen dem Unternehmen und den jeweiligen Geschäftspartner. Die Fähigkeit zur Nutzung von entsprechenden Netzwerken durch das Unternehmen – besonders für KMUs, da diese auf vergleichsweise geringere Ressourcen zurückgreifen können – wird daher zur kritischen Komponente (Battistella et al., 2017; Parida et al., 2017). Durch den Ausbau von Netzwerkkapazitäten gelingt es den Unternehmen, zeitnah auf Marktveränderungen und damit auf dynamische Anforderungen an Ressourcen zu reagieren und darüber hinaus neue Geschäftszweige schneller zu identifizieren sowie nutzbar zu machen (Acosta et al., 2018). Es ist gerade das strategische Management von internen und externen Netzwerken (und Informationsflüssen), die es KMUs erlauben, ihre Leistungsfähigkeit zu erhöhen, Overhead in Prozessen zu reduzieren, dadurch Kosten zu sparen und letztendlich auch Wissen zu teilen und an geteiltem Wissen zu partizipieren (Lin & Lin, 2016) – Stichwort: Open Innovation (Chesbrough, 2003).
Das Projektvorhaben adressiert das Spannungsfeld zwischen ‘Exploitation’ und ‘Exploration’ und den daraus resultierenden Leistungsauswirkungen (Acosta et al., 2018) in Unternehmen. Ein komplementärer Ansatz könnte hier beide Vorteile vereinen (Kristal et al., 2010), jedoch scheitern etliche Unternehmen an dieser Hürde (Solís-Molina et al., 2018), auch aufgrund der notwendigen und je nach Rahmenbedingungen sehr heterogenen Anforderungen an Struktur und Ressourcen (Gonzalez et al., 2018); dies gilt insbesondere für KMUs, da diese meistens über sehr limitierte Ressourcen verfügen (Junni et al., 2013). Die digitale Vernetzung kann hier KMUs helfen, ihre Performance zu verbessern, vor allem auch hin zu einer ‘Digital Platform Capability’ (Cenamor et al., 2019). Das Projektvorhaben unterstützt diesen Ansatz durch den Einsatz von State-of-the-Art Methoden des Natural Language Processing (NLP) und der Social Network Analysis (SNA). Mittels der Umlage auf das Konzept der Stigmergie wird es möglich, die online befindliche Selbstrepräsentation der Unternehmen nutzbar zu machen und ein konzeptionelles Innovationsnetzwerk entlang der thematischen Ausrichtungen der Unternehmen sowie ihrer Kompetenzen zu formulieren und zu validieren.
Das DSI-Fellowship bot mir im Rahmen des letzten Jahres die Möglichkeit, die theoretischen Grundlagen des Projektvorhabens weiter auszuarbeiten. Unter anderem konnten erste Erfahrungen hinsichtlich der Verarbeitung von unstrukturierten, heterogenen Daten im Zusammenhang des Stigmergie-Ansatzes gewonnen werden. Dazu gehörte auch ein Vergleich von unterschiedlichen Methodiken sowie Algorithmen hinsichtlich Datenverarbeitung und Analyse. Weiters konnte ein initiales Konzept für die Datenfusion mittels Ontologien entworfen werden sowie erste Gehversuche mittels textbasierten Netzwerken durchgeführt werden. Leider kam es aufgrund der 2020 beginnenden COVID-19 Pandemie zu massiven Einschränkungen, nicht nur hinsichtlich der Aufenthalte vor Ort, aber auch in Bezug auf das initiale Projektvorhaben durch die Ausnahmesituation und deren Auswirkungen an meiner Heimatinstitution. Nichtsdestotrotz konnte aufgrund der beschriebenen Fortschritte das Land Niederösterreich dazu gewonnen werden, Anfang 2021 durch ein Projekt an die Ergebnissen des Fellowships anzuknüpfen und alternative und komplementäre Forschungsstränge voranzutreiben. Das Fellowship hat mir ebenfalls die Möglichkeit gegeben, meine Kooperation mit meinem DSI-Mentor Prof. Dr. Uwe Serdült weiter auszubauen. Ebenfalls ein Highlight des Fellowships war die Möglichkeit, mich vor Ort mit anderen Fellows und Staff des DSI auszutauschen. Besonders hervorheben möchte ich hier mein Treffen mit Dr. Aurelia Tamò-Larrieux und es würde mich freuen, auch diesen Kontakt zu halten und weiter auszubauen.
Webseite: Prof. Dr. Thomas Lampoltshammer
Dr. Juliane Lischka war in den Semestern FS18 und HS18 DSI Fellow und arbeitete am Projekt "About Black Sheep and Sheeple - Deviant Agents, Counterknowledge, and the Good Information Society".
Gedanken provozierend oder Bullshit? Glaubwürdigkeitshinweise von Verschwörungstheorien
In einer Zeit epistemischer Instabilität (Harambam, 2017) sind Verschwörungstheorien ein häufiges Thema in Online-Debatten (Wood & Douglas, 2015). Verschwörungstheorien sind auf Plattformen wie YouTube leicht zu verbreiten und zugänglich und haben eine lange Online-Lebensdauer (Del Vicario et al., 2016).
Dieses Projekt zielte darauf ab, ein Glaubwürdigkeits-Cue-Modell für Verschwörungstheorie-Videos zu entwickeln. Die Glaubwürdigkeit von Online-Informationen hängt stark von den Merkmalen Quelle, Nachricht, Autor und Empfänger ab (Metzger & Flanagin, 2015). Für Videos wird der Produktionswert als eine relevante Glaubwürdigkeitsdimension angesehen (Cummins & Chambers, 2011).
Die Ergebnisse dieser Studie zeigen, dass sich die Befragten in Bezug auf die Glaubwürdigkeit der Verschwörungstheorie weitgehend auf diese Glaubwürdigkeitshinweise beziehen, sie aber auch um zwei wirkungsbezogene Aspekte erweitern: (1) Auswirkungen auf das persönliche Nutzerverhalten und (2) Auswirkungen auf andere. In Bezug auf den ersten Aspekt argumentieren die Befragten, dass ihre Absicht, einer Verschwörungstheorie in der persönlichen Kommunikation nachzugehen oder sie zum Nachdenken anregend zu finden, ihre Glaubwürdigkeitsbewertung der Verschwörungstheorie beeinflusst. In Bezug auf den zweiten Aspekt, ist für ihre Glaubwürdigkeit-Bewertung relevant, ob die Wahrnehmung einer Verschwörungstheorie als populär und "sticky" empfunden wird. Die auf einem experimentellen Untersuchungsdesign basierenden Ergebnisse zeigen jedoch, dass beim Betrachten eines Videos einer Verschwörungstheorie lediglich die Zuverlässigkeit und der Informationswert des Hosts eine Rolle für die Glaubwürdigkeitsbewertung spielen. Das heißt, die Befragten bewerten weitgehend Verschwörungstheorien, die auf journalismusähnlichen Genauigkeitsstandards basieren.
Darüber hinaus stehen die Zuverlässigkeit des Hosts und der Informationswert im Zusammenhang mit den Verhaltensabsichten der Befragten, wie z.B. die gemeinsame Nutzung des Videos mit einem Freund. So werden genau erscheinende Verschwörungstheorien weiter verbreitet, was ihre Online-Lebensdauer verlängert. Eine höhere Glaubwürdigkeitsbewertung von Verschwörungstheorie-Videos entspricht auch der Absicht, mehr Skepsis gegenüber Regierung und Medien zu zeigen, was auf einen Rückgang des Vertrauens in gesellschaftliche Institutionen hindeutet.
Webseite: Dr. Juliane Lischka
Dynamische elektronische Einwilligung und De-Anonymisierung
Digitalisierung beim Einbezug von Personen und Gesundheitsdaten in die Forschung
Der erste Bereich des Projekts ist der Frage gewidmet, ob der selbstbestimmte (gewollte) Einbezug in die Forschung durch Digitalisierung des Einwilligungsprozesses günstiger gestaltet werden kann. Dabei ist inhaltlich vor allem die Dynamisierung des Prozesses Gegenstand der Untersuchung. Bezüglich formaler Gesichtspunkte wird der Fokus auf die Frage gelegt, ob der Prozess insgesamt elektronisch ausgestaltet werden kann.
Der zweite Bereich des Projekts nähert sich dem Einbezug in die Forschung sozusagen aus der Gegenrichtung. Er ist dem ungewollten Einbezug gewidmet und stellt nicht Gestaltungsmöglichkeiten, sondern Gestaltungsnotwendigkeiten aufgrund Digitalisierung in den Fokus. Konkret geht es um die Frage, ob die durch Digitalisierung mögliche De-Anonymisierung von Forschungsdaten dazu führt, dass eine re-identifizierte Person daraus Rechte ableiten kann bzw. für die Forschenden hierdurch Pflichten entstehen.
Webseite: Dr. Julian Mausbach
Prof. Dr. Matthias Mehl war im Juli 2018 zu Gast an der DSI und im UFSP Dynamik Gesunden Alterns:
Das Hauptprojekt, das ich während meines DSI Fellowships verfolgt habe, war, Wege zu finden, wie die über den uTrail gesammelten Umgebungshörproben in aussagekräftige Indikatoren für die tägliche soziale Aktivität umgewandelt werden können. Wir haben kürzlich ein Paper in der Zeitschrift Psychological Science veröffentlicht, das zeigt, dass die einfache Metrik "Prozentsatz der Zeit im Gespräch" ein robuster Verhaltensmarker für das Wohlbefinden ist (Milek et al., 2018). In einem ersten Schritt wäre es dann wichtig, Wege zu entwickeln, um automatisch und präzise Sprachaktivitätsinformationen aus dem Umgebungsaudio zu extrahieren. Weitere interessante Indikatoren für Kandidaten könnten emotionale Ausdrücke (z.B. Lachen, Seufzen, Weinen) sein, die von den Umgebungs-Audioaufnahmen aufgenommen werden, sowie gängige tägliche Aktivitäten wie Fernsehen, Kochen und Essen, Pendeln usw. Interessanterweise ist diese Aufgabe, die derzeit die dringlichste bei der Analyse der mit dem uTrail gesammelten Daten ist, auch eine hochaktuelle Aufgabe und ein schnell voranschreitendes Forschungsgebiet im Bereich der Informatik.
Das Gebiet der Verhaltens- und Sprachsignalverarbeitung von naturalistischen Audioaufnahmen ist dabei, sich zu einem lebendigen Forschungsgebiet zu entwickeln. In diesem Jahr veröffentlichte eine Forschergruppe um Dan Ellis, einen ehemaligen Professor an der Columbia University, der inzwischen auf Google umgestiegen ist, ein wegweisendes Handbuch, das die Computational Analysis of Sound Scenes and Events (Virtanen, Plumbley, & Ellis, 2018) als aktives Forschungsgebiet mit großem Potenzial für bedeutende wissenschaftliche Beiträge in den Bereichen Informatik und Elektrotechnik etabliert. Der Zweck dieses Feldes ist es, die Audiosignalverarbeitung auf das Niveau anderer "Geschwister"-Bereiche wie die visuelle Signalverarbeitung (z.B. Gesichts- und Objekterkennung) zu heben. Derzeit hat das Forschungsfeld Schwierigkeiten, realistische Datenquellen zu identifizieren, die von Natur aus wichtig sind und die Art von "rauschintensiven" Daten liefern, wie man sie im Alltag findet. Ein aktueller Versuch, Google AudioSet (Gemmeke, Ellis, et al., 2017), hat sich auf gesampelte Ausschnitte von YouTube-Clips konzentriert, die realistisch sind, aber wohl nur einen begrenzten, dünnen Ausschnitt des täglichen gesellschaftlichen Lebens der Menschen erfassen. Was dem Forschungsgebiet derzeit fehlt, ist (1) eine Datenbank mit naturalistischen, realitätsnahen Audioereignissen, die das gesamte Spektrum des gelebten Alltags abdeckt und mit der Computermodelle zur Klassifizierung einer Reihe von verhaltensrelevanten Schallereignissen (z.B. Reden, Lachen, Seufzen, Essen) trainiert werden können, und (2) eine Datenbank mit solchen Audioereignissen, die für "Ground Truth"-Variablen kommentiert ist.
Mit den Daten, die derzeit über das uTrail-Gerät im Rahmen eines großen laufenden Projekts zum Thema gesundes Altern an der UFSP gesammelt werden (200 Teilnehmer tragen das Gerät 4 Wochen lang), haben wir Zugang zu einer umfangreichen Datenbank (zehntausende von Soundbites) mit realen Ambient-Audio-Clips, die repräsentativ aus dem täglichen Leben aller Teilnehmer gesampelt werden, von morgens bis abends, Montag bis Sonntag. Und im Rahmen der bestehenden langjährigen Zusammenarbeit zwischen Dr. Martin und mir steht uns eine sehr große, "ground-truth" kommentierte Datenbank mit Audiodaten zur Verfügung, die auf der fast 20-jährigen Forschung basiert, die Prof. Mehl mit der Electronically Activated Recorder (EAR)-Methode durchgeführt hat (Mehl et al., 2001; Mehl 2017). Während meines Monats als DSI-Fellow habe ich geholfen, die Grundlagen für eine Zusammenarbeit zu schaffen, die die rechnerische Analyse alltäglicher Klang- und Sprachereignisse auf die nächste wissenschaftliche Ebene bringen kann.
Webseite: Prof. Dr. Matthias Mehl
Dr. Gianluca Miscione arbeitete von Februar bis Juni 2024 mit der DSI Community Democracy.
Gianluca Miscione ist fest angestellter Dozent an der Smurfit Business School des University College Dublin in Irland. Er ist außerdem mit der Universität Zürich und der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften verbunden. Er war bereits 2019 als Fellow an der DSI. Er hat in Europa, Amerika, Asien, Afrika und online (natürlich!) in den empirischen Bereichen Digitale Gesundheit, Digitales Geld und Blockchain, Geografische Informationen und Sichtbarkeit geforscht. Seine Arbeiten über Organisationsinfrastrukturen, Innovation, Entwicklung und Vertrauensmethodologien wurden in verschiedenen akademischen Zeitschriften und auf Konferenzen veröffentlicht.
Prof. Dr. Jean-Henry Morin war von September bis Dezember 2018 zu Gast an der DSI und arbeitete an folgenden Themen:
Schweizer "Digital Transition" und Eidgenössische Wahlen 2019
Im Rahmen der Eidgenössischen Wahl 2015 haben wir gemeinsam mit GovFaces eine öffentliche Debatte über die Digitale Agenda der Schweiz organisiert, um das Engagement der Parlamentarier, der politischen Parteien und der Zivilgesellschaft in dieser Frage zu fördern (http://www.helvetic.govfaces.com/agenda-digital-suisse).
Die Debatte lieferte zwar einige interessante Beiträge und Ergebnisse, erreichte aber nicht das Ziel, das Thema in die politische Debatte für die Bundestagswahl einzubeziehen. Ein Jahr vor den nächsten Eidgenössischen Wahlen 2019 und angesichts der immer noch schleppenden politischen Führung in der Frage, die den Weg für die im Wesentlichen von der Wirtschaft getragene Initiative digitalswitzerland (ehemals Digital Zurich 2025) geebnet hat, halten wir es für eine sehr gute Gelegenheit, eine neue Initiative zu konzipieren, die dem rein ökonomisch getriebenen Ansatz entgegenwirkt und im Rahmen der UNIGE-UZH DSI-Initiative gemeinsam an einer neuen Initiative zu diesem Ziel arbeitet. Der Kanton Genf, mit dem wir durch GenèveLab in engem Kontakt und Zusammenarbeit stehen, der wachsende Stadtteil Civictech und die UZH-Kontakte mit der Bundesebene sind interessante Stützelemente für ein solches Ziel.
FacLab
Das Centre Universitaire d'Informatique (CUI) an der UNIGE arbeitet seit mehreren Jahren an der Einrichtung eines akademischen FabLab. Ziel ist es, die heute üblichen Fertigungs- und DIY-Ansätze, die aus der Arbeit am MIT (Neil Gershenfeld) stammen, an der Universität einzuführen, um die Ansätze "build to think" und "build to learn" auf der Grundlage von Design Thinking, Rapid Prototyping und User Centred Design zu nutzen. Solche Ansätze bergen ein enormes Potenzial, die Art und Weise, wie wir lehren, lernen und forschen, zu verändern. Darüber hinaus bieten sie interessante Möglichkeiten für eine gemeinsame Arbeit von Wissenschaft und Zivilgesellschaft.
Vor kurzem wurde das FacLab-Projekt bei UNIGE von der Division de l'Information Scientifique (DIS), dem Bureau de la Stratégie Numérique de l'UNIGE (BSN), der Division du Système et des Technologies de l'Information et de la Communication (DiSTIC) und mehreren externen Organisationen wie Lift Conference, Genève Lab des Staates Genf usw. interessiert. Während des letzten Open Geneva Festivals im April 2018 organisierten wir einen Hackathon zur Mitgestaltung des FacLab, an dem sich Teilnehmer der UZH beteiligten (Prof. Florent Thouvenin). Dies führte zu mehreren umsetzbaren Ergebnissen, die wir ab Herbst 2018 in Genf nutzen werden. Wir halten es für eine sehr gute Gelegenheit, gemeinsam an diesem Projekt zu arbeiten und zu versuchen, im Rahmen der UNIGE-UZH DSI-Initiative ein Schwester-FacLab an der UZH aufzubauen.
Digitale Verantwortung
Basierend auf langjährigen Forschungen im Bereich Digital Rights Management, insbesondere im Zusammenhang mit Enterprise Security, Governance Risk and Compliance (GRC) und Information Protection and Control (IPC), hat sich das Thema Digital Responsibility als wichtiges Thema im Zusammenhang mit dem Digital Transition und der verantwortungsvollen Gestaltung nachhaltiger Systeme und Dienste herausgestellt. Das gesamte Thema Cybersicherheit und Datenschutz bedarf eindeutig tiefgreifender Veränderungen bei der Gestaltung der Zukunft unserer digitalen Gesellschaft für die Zukunft (Morin 2014).
Darauf aufbauend fanden kürzlich Gespräche mit der Fondation Ethos statt, um ein Digital Responsibility Criteria für ihre Bewertungen zu entwerfen. Diese Arbeiten werden im Herbst 2018 beginnen. Parallel dazu finden erste Gespräche mit Johan Rochel von Ethix (Lab für Innovationsethik) in Zürich statt. In diesem Bereich sind wir der Meinung, dass die Bündelung der Kräfte im Rahmen der DSI-Initiative UNIGE-UZH die Auswirkungen in diesem wichtigen Bereich auf eine nachhaltige digitale Gesellschaft beschleunigen und verstärken könnte.
Webseite: Prof. Dr. Jean-Henry Morin
Dr. Olexandr Nikolaychuk war DSI Fellow von Oktober 2020 bis März 2021:
Recycling uncast votes as a means of increasing voter turnout
Dr. Olexandr Nikolaychuk hat zusammen mit Dr. Serhiy Kandul an einem gemeinsamen Forschungsprojekt zur Entwicklung von Verhaltensinterventionen gearbeitet, die die Wahlbeteiligung bei demokratischen Wahlen (allgemeiner ausgedrückt, die freiwillige Teilnahme an kollektiven Entscheidungsprozessen) erhöhen sollen.
Der allgemeine Vorschlag ist, die derzeitige Regel der Stimmauszählung wie folgt zu ergänzen: Nicht abgegebene Stimmen werden nicht ignoriert, sondern zufällig auf die Alternativen verteilt.
Ein Eingriff dieser Art hat eine Reihe von Vorteilen: Er fordert Bürger nicht dazu auf, ihre privaten Informationen preiszugeben oder ihre Freiheiten einzuschränken (im Gegensatz z.B. zu einer Wahlpflicht) und ist nicht verzerrend. Ausserdem ist die Implementation relativ einfach und kostengünstig. Der Haupteffekt bei der Eindämmung der Wahlenthaltung beruht auf der Ausnutzung psychologischer Phänomene wie dem Ausstattungseffekt, der moralischen Verantwortung und der Gruppenidentität.
Im Rahmen des Projekts wurde eine Online-Befragung (Vignettenstudie) konzipiert und kurz vor den US-Präsidentschaftswahlen 2020 durchgeführt. Den Wählenden wurde eine Reihe von hypothetischen Szenarien präsentiert die sich auf die vorgeschlagene Intervention bezogen, gefolgt von elektronischen Stimm-zetteln. Diese waren denjenigen vom Wahltag nachempfunden worden. Die Wählenden wurden gefragt, wie sie wählen und ob sie tatsächlich zur Wahl gehen oder sich enthalten würden. Danach füllten sie eine Reihe von Fragebögen über ihre politische Zugehörigkeit, ihre Wahlmotivation etc. aus.
Anschließend verbrachte Dr. Olexandr Nikolaychuk den Rest seines Fellowships damit, ein Laborexperiment zu entwickeln, bei dem eine Gruppe von Teilnehmenden über eine Reihe von Alternativen in einer stark kontrollierten abstrakten Umgebung abwägten. Eine der größten Hürden dabei war die Bestimmung des am besten geeigneten spieltheoretischen Rahmens für die Analyse. Als Dr. Olexandr Nikolaychuk Zürich verlassen musste, war das Experiment bereit für die Pilotphase.
Website: nikolaychuk.org
Stewart Palmer war DSI Fellow von März 2022 bis Ende Mai 2022:
Exploring conceptualizations of trust in artificial intelligence
Trotz des wachsenden akademischen und praktischen Interesses an Vertrauen und künstlicher Intelligenz hat sich kein gemeinsames Verständnis davon entwickelt, was Vertrauen in künstliche Intelligenz ist.
Mein Forschungsaufenthalt zielte darauf ab, die Konzeptualisierungen von Vertrauen in der künstlichen Intelligenz zu erforschen, indem ich eine meta-narrative Review-Methode mit 53 Artikeln verwendete. Ich fand 16 Konzeptualisierungen von Vertrauen, die ich in drei Kategorien einteilte:
Moralische Autorität - Vertrauen in Standards und Regulierungen, Vertrauen in die Demokratie
Der Vertrauensgeber der KI - Vertrauen einer Organisation, eines Verbrauchers, von Arbeitnehmern oder der allgemeinen Öffentlichkeit
Die KI - Interaktion (Vertrauen in die Vorhersage, Vertrauen in die menschliche Zuweisung und Vertrauen in die Systemleistung), Erweiterung (Vertrauen in die Zusammenarbeit, Vertrauen in die KI-Entscheidungsfindung), Ziel (Vertrauen in die KI-Empfehlungen, Vertrauen in die KI-vermittelte Kommunikation) und Technologie (Vertrauen in die KI-Verkörperung, Vertrauen in die Daten)
Das physische und intellektuelle Umfeld der DSI gab mir die Zeit, dieses Rahmenwerk zu entwickeln. Die Verwaltungsangestellten haben mir sofort das Gefühl gegeben, zu Hause zu sein und haben mich schnell eingewöhnt. Während meiner Zeit als Post-Doc tat Felix Gille dasselbe aus der Forschungsperspektive. Felix' Wissen über Vertrauen war für mein Projekt sehr hilfreich, um Ideen auszutauschen und diesen Rahmen zu entwickeln. Auch die DSI-Communities waren großartig, um Zugang zu Menschen mit Fachwissen zum Thema Vertrauen in der KI zu bekommen, wie Liudmila Zavolokina, Jana Sedlakova und Melanie Knieps, die ihre Zeit opferten, um Feedback zu meinem Framework zu geben.
Das Tolle an der DSI war die große Bandbreite an Themen rund um die Digitalisierung, die man erleben konnte. So nahm ich beispielsweise an Treffen der Community Ethics, an Vorträgen zur Zukunft der Arbeit sowie an einem Treffen der Community Cybersecurity teil; im Rahmen eines Buchclubs mit Corine Dorey, Martin Gramc und Jana Sedlakova diskutierte ich über Begriffe wie Vertrauen und Bioethik; in der Lesegruppe "Interdisziplinäre Ethik der Algorithmen" sprach ich mit KI-Ethikern über Macht, Handlungsfähigkeit und KI-Systeme; und ich besuchte drei DSI-PhD-Kurse zu den Themen Interaktive Datenwissenschaft im Gesundheitswesen, Ethik und Reflexion sowie Datenschutz und Selbsteinschätzung. All das hat dazu beigetragen, ein tieferes Verständnis für die gesellschaftlichen Auswirkungen der Digitalisierung zu entwickeln.
In Zukunft werde ich mit Felix Gille und Jana Sedlakova von der DSI sowie mit Georg Starke (EPFL Hochschule für Geisteswissenschaften) und Manuel Schneider (Open Mind Institute) zusammenarbeiten. Das Projekt, das die dritte Arbeit meiner Doktorarbeit sein wird, hat zum Ziel, die Grenzen des Vertrauens in der KI zu untersuchen.
Dr. Maël Pégny war von 24. Februar bis 3. April 2020 zu Gast an der DSI und arbeitete am folgenden Thema:
Mein Fellowship an der DSI war stark vom Ausbruch des Coronavirus betroffen. Ich hatte nicht viel Zeit, den komfortablen Veranstaltungsort, die verschiedenen Veranstaltungen und den bemerkenswerten Service des Verwaltungsteams zu genießen. Ungefähr die Hälfte meines Aufenthalts in Zürich verbrachte ich in meiner Wohnung und arbeitete via Mail und Skype-Konferenzen mit meinen beiden Partnern in der Schweiz, Michele Loi (UZH) und Andrea Ferrario (Informatik, ETH). Es war mir nicht einmal möglich, Michele Loi, meinen Hauptpartner in diesem Projekt, physisch zu treffen, da er nach dem Ausbruch der Epidemie nicht mehr aus Mailand zurückkehren konnte.
Die anfänglichen Ziele meines Aufenthalts in Zürich bestanden darin, als Berater für Projekte zu fungieren, an denen Dr. Michele Loi und Dr. Markus Christen arbeiteten, und mit Dr. Loi über ein französisch-schweizerisches ANR-SNF-Stipendiengesuch zu schreiben, das sich mit den Erkenntnissen und ethischen Aspekten der Opazität des Maschinellen Lernens befasste. Diese Ziele mussten wegen der beachtlichen Desorganisation, die durch die Pandemie geschaffen wurde, heruntergestuft werden: Ich hatte eigentlich nie die Gelegenheit zu einem formellen Treffen mit Dr. Christen. Infolgedessen beschlossen wir, uns auf unser Hauptziel zu konzentrieren, d.h. die redaktionelle Bearbeitung des ANR-FNS-Vorschlags. Ich freue mich sagen zu können, dass wir trotz erheblicher Widrigkeiten in der Lage waren, rechtzeitig einen Antrag einzureichen.
Lassen Sie mich dieses Projekt und sein Interesse für die DSI zusammenfassend darstellen. Einige der jüngsten Fortschritte im Bereich des maschinellen Lernens sind berüchtigt sowohl für ihre Leistungsfähigkeit, z.B. ihre Vorhersagekraft, als auch für ihre Opazität, d.h. unser mangelndes Verständnis ihrer inneren Funktionsweise. Dies wirft aus technischer Sicht erhebliche Probleme auf, da diese Software schwer zu analysieren, zu debuggen und zu verallgemeinern ist. Sie werfen auch aus gesellschaftlicher Perspektive Fragen auf, die sich mit den folgenden Fragen zusammenfassen lassen: Wann ist es legitim, ein Artefakt zu benutzen, das wir nicht vollständig verstehen? Da die industriellen Auswirkungen des maschinellen Lernens weiter zunehmen, wird diese Frage zwangsläufig erhebliche Auswirkungen auf ethische, politische und rechtliche Überlegungen haben. Dies war der ursprüngliche Anstoß für Dr. Loi und mich, ein Projekt zu verfassen, das Wissenschaftsphilosophen versammelt, die versuchen würden, die Natur der Opazität des Maschinellen Lernens und die Mittel zu ihrer Umgehung zu verstehen, sowie Moral- und Politikphilosophen, die versuchen würden, die sozialen Folgen einer solchen Opazität zu artikulieren und die legitime Verwendung von undurchsichtigen KIs zu definieren. Ein solches Projekt ist nicht nur zeitgemäß: Es entspricht einem dringenden Bedürfnis, da die philosophische Reflexion hinter den schnellen technologischen Veränderungen und ihren wachsenden Auswirkungen auf die Gesellschaft hinterherhinkt.
Die Interdisziplinarität unseres Vorschlags, die von Anfang an im Mittelpunkt unserer Methodik stand, wurde erst durch weitere Arbeiten vertieft und führte schließlich zu einer Öffnung gegenüber Rechtswissenschaftlern und Informatikern. Wir haben uns mit Danièle Bourcier, einer bekannten Gründerin der Computer Science & Law in Frankreich, zusammengetan, um die Konsequenzen unserer ethischen Überlegungen in einem Whitepaper zu artikulieren, das sich an Gesetzgeber und Rechtswissenschaftler richtet. Wir haben auch die Teilnahme von Wissenschaftlern einbezogen, die auf dem Gebiet der Statistik und des Machine Learning tätig sind. Dies ergab sich aus der Erkenntnis einer besonderen Komplementarität zwischen Philosophie und Machine Learning. Es gibt ein sehr aktives Teilgebiet der KI, das sich der Konzeption von Werkzeugen zur Auflösung oder zumindest Umgehung der Opazität des Maschinellem Lernens widmet, genannt eXplainable Künstliche Intelligenz. Dieser Bereich versucht, Erklärungen für das Verhalten undurchsichtiger Systeme zu finden. In der gegenwärtigen Situation besteht jedoch einerseits ein Mangel an konzeptionellem Verständnis dafür, was eine gute Erklärung unter Informatikern sein sollte. Auf der anderen Seite gibt es unter Philosophen, die beträchtliche Anstrengungen unternommen haben, um zu klären, was die Desiderata einer ehrlichen Erklärung sein sollten, einen allgemeinen Mangel an Bewusstsein für diese technische Arbeit. Diese beiden Gemeinschaften brauchen sich also gegenseitig, und wir haben beschlossen, sie durch ein Projekt für ein automatisiertes Erklärungssystem für das Gesundheitswesen zusammenzubringen, in dem versucht werden soll, herauszufinden, ob die philosophischen Konzepte der Erklärung in Computersysteme implementiert werden können und reale Probleme von Praktikern des Maschinellen Lernens lösen können. Diese Idee hat auch dazu geführt, den internationalen Charakter unseres Projekts zu verstärken, da wir als externe Partner Wissenschaftler aus Mailand einbezogen haben, die ihre Bedürfnisse im Umgang mit der Opazität des maschinellen Lernens in ihrer täglichen Praxis erklären werden. Schliesslich hat sich uns ein Informatiker der ETH Zürich, Andrea Ferrario, angeschlossen, der uns bei unserem Projekt des automatisierten Erklärens helfen wird. Unser Engagement für praktische Erfahrung mit der Informatik hat uns zu einem originellen Schritt für ein Philosophieprojekt geführt, nämlich der Aufnahme eines vierjährigen Informatik-Postdocs in unser Explainer-System, der zwischen Paris und Zürich hin- und herreisen wird, um die Beziehungen zwischen den beiden Teams und den beiden Disziplinen zu implementieren.
Lassen Sie mich erklären, was die positiven Auswirkungen dieses Vorschlags für die DSI wären. Dies sollte nicht nur eine Gelegenheit sein, zu einem Trendthema Stellung zu beziehen, bei dem die Behörden des Kantons Zürich sehr aktiv waren. Es würde zur Schaffung eines aktiven Forschungsnetzwerks zwischen drei Ländern auf einem neuen und vielversprechenden interdisziplinären Nexus beitragen: Nach unserem Wissensstand sind wir das einzige Projekt, das die Zusammenarbeit zwischen Philosophie und Maschinellem Lernen auf diese Ebene der Zusammenarbeit bringt. Es handelt sich um eine Weltneuheit, die für die DSI einen Platz an der Spitze des Feldes einnehmen würde. Der Vorschlag berücksichtigt auch die Bedeutung der sprachlichen Vielfalt, und unser dreisprachiges Team wird diesem für die Eidgenossenschaft so wichtigen Thema bei der Entwicklung unseres Erklärungssystems besondere Aufmerksamkeit widmen. Schliesslich wird die extreme Relevanz unseres Themas für die aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen zwangsläufig einen Raum zwischen den fortschrittlichsten akademischen Forschungen und öffentlichen Debatten eröffnen, sei es durch unsere juristische Arbeit oder auf andere Weise.
Webseite: Dr. Maël Pégny
Dr. Johanna Pirker arbeitete – zum zweiten Mal nach März 2023 – vom 21. Oktober bis 2. November 2024 als DSI Fellow mit der DSI Community Gaming.
Johanna Pirker ist Professorin für Medieninformatik an der Ludwig-Maximilians-Universität München und Assistenzprofessorin, Software-Ingenieurin und Forscherin am Institut für Interaktive Systeme und Datenwissenschaft an der Technischen Universität Graz (TUG).
Sie hat sich auf Games und virtuelle Umgebungen spezialisiert, die Benutzer:innen durch motivierende Aufgaben zum Lernen, Trainieren und zur Zusammenarbeit anregen. Sie verfügt über langjährige Erfahrung in Game Design und -Entwicklung sowie in der Entwicklung virtueller Welten und hat in der Videospielbranche bei Electronic Arts gearbeitet.
Zu ihren Forschungsinteressen gehören KI, Datenanalyse, immersive Umgebungen (VR), Spielforschung, Gamifizierungsstrategien, HCI, E-Learning, CSE und IR. Sie hat zahlreiche Publikationen in ihrem Fachgebiet verfasst und präsentiert und an Universitäten wie Harvard, der Humboldt-Universität zu Berlin oder der Universität Göttingen gelehrt.
Johanna wurde in die Forbes-Liste der 30 unter 30-jährigen Wissenschaftler:innen aufgenommen und erhielt den Women in Tech Award von Futurezone (2019), den Käthe-Leicher-Preis (2020) und den Hedy-Lamarr-Preis (2021).
Weitere Informationen finden Sie auf ihrer Website.
PD Dr. Birte Platow ist von Januar bis Dezember 2019 DSI Fellow und wird sich mit dem folgenden Thema befassen:
Anthropomorphe Übertragungen als Konstitutivum der Begegnung von Mensch und künstlicher Intelligenz
Wie nehmen Individuen sich selbst wahr im Umgang mit Künstlicher Intelligenz, und wie verhalten sie sich in der Folge? Das ist die zentrale Frage meines Fellow-Projekts "Anthropomorphe Übertragungen als Konstitutivum der Begegnung von Mensch und künstlicher Intelligenz", das ich bei der DSI im interdisziplinärem Austausch unter optimalen Bedingungen verwirklichen darf.
Anlass meiner Forschung ist die Beobachtung, dass sich in der Begegnung von Mensch und Künstlicher Intelligenz implizit und unbewusst der traditionelle Referenzrahmen anthropologischer Beschreibungen vom Menschen verändert, die Selbstbilder und das ihnen korrespondierende Verhalten des Menschen also durch neue Bezugspunkte bestimmt werden. In dem Maße, wie das Individuum zunehmend digital repräsentiert wird, werden Mensch und KI nämlich zu komplementär aufeinander bezogenen Größen eines einzigen und meist funktional bestimmten Bezugssystems.
Auf Basis einer qualitativ-empirischen Studie möchte ich idealtypische Begegnungssituationen zwischen Mensch und KI sowie die in diesen Situationen erkennbar werdenden Muster und Strategien der Selbstwahrnehmung und der Wahrnehmung von KI beschreiben. Die Erkenntnisse und weiterführenden Fragen, die sich aus dieser Studie ergeben, deute ich als Theologin vor dem Hintergrund christlicher Anthropologie, um so ggf. einen Beitrag zur Frage zu leisten, welche Ethik wir brauchen in einer Zukunft, in der die Bedeutung und Reichweite von KI noch deutlich größer sein wird als heute.
Webseite: PD Dr. Birte Platow
Dr. Julia Rone arbeitete von Februar bis Mai 2023 als DSI Fellow mit der DSI Community Democarcy. Sie befasst sich mit folgendem Thema:
National Preference Formation on Digital Sovereignty in Europe
In den letzten Jahren haben sich die Diskurse über digitale Souveränität im politischen Raum der Europäischen Union vervielfacht. Aktuelle Forschungsarbeiten haben diese Diskurse sowohl auf EU-Ebene als auch im deutschen Kontext untersucht und dabei festgestellt, dass digitale Souveränität ein Koalitionsmagnet ist, der es ermöglicht, unterschiedliche wirtschaftliche Interessen und Projekte zu überbrücken (Schmitz und Seidl, 2022; Lambach und Operrmann, 2022; Pohle & Thiel, 2021). Dennoch bleiben zwei wichtige Fragen offen.
Erstens wissen wir noch wenig über den Prozess der nationalen Präferenzbildung in Bezug auf digitale Souveränität. Inwieweit sind die Bestrebungen, digitale Souveränität zu erreichen, demokratisch geprägt und nicht von der Exekutive gesteuert? (RQ 1.1.)? Welche Rolle haben nationale Industrievertreter und Gewerkschaften bei der Lobbyarbeit für spezifische nationale Präferenzen in Bezug auf digitale Souveränität gespielt? (RQ 1. 2)?
Zweitens: Inwieweit werden die Bestrebungen zur Erlangung digitaler Souveränität von EU-Mitgliedstaaten ausserhalb Deutschlands und Frankreichs unterstützt (RQ 2.1.)? Und (wie) beteiligen sich Nicht-EU-Länder wie die Schweiz an Diskussionen und der Politikgestaltung im Bereich der digitalen Souveränität? (RQ 2.2).
Das Projekt befasst sich mit diesen Fragen im Rahmen einer vergleichenden empirischen Studie, wobei Deutschland, Frankreich, die Niederlande, Irland, Polen und die Schweiz als Schlüsselbeispiele herangezogen werden. Dr. Julia Rone konzentriert sich daher auf das vernachlässigte Thema der nationalen Präferenzbildung, um zu untersuchen, warum digitale Souveränität wichtig ist und für wen sie tatsächlich wichtig ist.
Mike Stuart war von Februar 2018 bis Januar 2020 ein DSI Fellow und arbeitete an folgendem Projekt:
Projekt: How to Hold Machines Responsible for their Actions
Momentan gibt es keine Möglichkeit, autonome künstliche Agenten (AAA) rechtlich zu beschuldigen. Aber es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie einen Grad an Autonomie erreichen, der sich dem tierischen oder menschlichen Niveau annähert, und dann wollen wir sie vielleicht (zumindest teilweise) für ihre Handlungen verantwortlich machen. Damit eine AAA rechtlich verantwortlich ist, muss sie einen "mens rea" oder "Kenntnis des Zwecks" haben; sie muss im Voraus wissen, welche Konsequenzen ihre Handlungen haben werden. Aber die genaue Art dieses erkenntnistheoretischen Zustands ist noch recht vage. Benötigen wir zum Beispiel wirklich Wissen (im Sinne der Philosophen), oder wäre ein Zustand, der in verschiedenen Stufen (wie Verstehen oder Bewusstsein) vorliegt, vorzuziehen? Mein Projekt verwendet umfragebasierte Methoden, um zu bestimmen, was der relevante erkenntnistheoretische Zustand ist, und stützt sich auf bestehende Arbeiten in der Erkenntnistheorie, um zu ermitteln, welche anderen Merkmale AAAs aufweisen müssen, um in diesem erkenntnistheoretischen Zustand zu stehen.
Ergebnisse
Ich begann mit Online-Umfragen, um herauszufinden, welche psychischen Zustände als mens rea eingestuft werden können und ob Laien natürlich eine Voreingenommenheit gegen die Idee der Verantwortung von Robotern haben. Es scheint keine solche Voreingenommenheit zu bestehen: Wichtig ist, dass der für den Schaden verantwortliche Agent (mindestens) 60% sicher war, dass das, was er tat, zu Schaden führen würde. Dennoch stellte ich fest, dass die Menschen weniger bereit waren, einem Roboter oder einer Maschine Glaubenssätze zuzuschreiben als einem Menschen. Ich arbeite jetzt daran, ob es möglich ist, dass Maschinen auftretende oder nicht auftretende Überzeugungen haben. Ich konzentriere mich auch auf die Asymmetrie zwischen unserer Bereitschaft, Maschinen für gute Arbeit zu loben, und der mangelnden Bereitschaft, Maschinen für den von ihnen verursachten Schaden verantwortlich zu machen. Ich konzentriere mich auch auf die Intuition von Experten (statt auf die Intuition von Laien). Mein nächstes Projekt wird sich mit der Möglichkeit der Roboter-Imagination sowie der "erklärbaren KI" befassen.
Während meiner Zeit am DSI habe ich meine Arbeit in einem Vortrag mit dem Titel "Guilty Artificial Minds" vorgestellt. Ich traf mich auch mit Kollegen, um mögliche Forschungskooperationen zu besprechen (Markus Kneer und Eva Weber-Guskar), und erhielt sehr wertvolles Feedback von meinen anderen Kollegen. Ich habe meine Zeit am DSI sehr geschätzt.
Webseite: Dr. Mike Stuart
Dr. Aurelia Tamò-Larrieux ist DSI-Fellow von Januar bis Dezember 2020. Ihr Forschungsprojekt ist:
Entscheidungsfindung durch Maschinen: Regulatorische Strategien zur Bewältigung unerwünschter Nebeneffekte der maschinellen Entscheidungsfindung
Im Januar 2020 begann ich mit der geplanten Kartierung von Nebenwirkungen automatisierter Entscheidungsfindung. Das Screening der Literatur, zusammen mit interessanten Diskussionen, die ich unter anderem beim DSI während des kollegialen Austauschs hatte, half mir, den Umfang meines ersten Artikels festzulegen. In diesem Artikel stelle ich eine Taxonomie der Nebeneffekte vor, die durch automatische Entscheidungsfindung entstehen, und beschreibe, wie die Gesetzgebung (mit Schwerpunkt auf dem Datenschutzrecht) Abhilfemechanismen gegen diese unerwünschten Effekte bieten kann. Dieser Artikel wurde in einer führenden juristischen Fachzeitschrift angenommen, wobei nur noch geringfügige Überarbeitungen ausstehen (der Veröffentlichungstermin wird voraussichtlich im Frühjahr 2021 sein). Aufbauend auf diesem Artikel habe ich meinen Forschungsbereich in drei weiteren Beiträgen eingegrenzt. Zwei dieser Beiträge werden Teil des HEC-Symposiums über Recht und KI im Jahr 2021 sein, das in Paris stattfinden soll. Während sich der erste Beitrag auf das spezifische Thema der Diskriminierung konzentriert, befasst sich der zweite Beitrag, der auf dem Symposium über Recht und KI präsentiert werden soll, mit den Auswirkungen automatisierter Entscheidungsfindung durch intelligente vernetzte Spielzeuge auf Kinder und Kinderrechte. Ein dritter Beitrag, der aus meinem Forschungsprojekt hervorgegangen ist, beschäftigt sich mit dem Thema Transparenz und der Frage, wie ein Rahmen für Ingenieure geschaffen werden kann, um Produkte mit Blick auf die Transparenz von automatisierten Entscheidungen zu entwickeln. Der Grund, warum ich mich innerhalb dieser Beiträge dazu entschieden habe, meinen Forschungsbereich einzugrenzen, war, dass mir beim Schreiben meines ersten Artikels klar wurde, dass ich mich entweder auf ein bestimmtes Thema (z. B. Diskriminierung, Transparenz) oder auf einen bestimmten Kontext (z. B. Kinder und Spielzeugroboter) konzentrieren muss, um einen sinnvollen Beitrag zur Literatur zu leisten. Abgesehen von diesen Veröffentlichungen, die aus meinem DSI-Forschungsantrag resultieren, habe ich die unglücklichen Umstände, die wir erlebt haben, genutzt, um zu untersuchen, wie die Pandemie den Einsatz und die Schaffung von (neuen) Technologien oder technischen Anwendungen beeinflusst hat. Während die meisten der in diesem Jahr durchgeführten Forschungen im Jahr 2021 veröffentlicht werden, wurde der letztgenannte Artikel kürzlich in Big Data & Society veröffentlicht.
Meine Forschung hat mir auch die Möglichkeit gegeben, mit DSI-Fellows sowie mit externen Forschern zusammenzuarbeiten. Zunächst hatte ich das Vergnügen, Prof. Lampoltshammer am DSI zu treffen, als persönliche Treffen noch möglich waren. Wir planten zwar eine Zusammenarbeit, aber leider konnten wir aufgrund der Pandemie bisher noch nicht an einem Forschungsprojekt zusammenarbeiten. Ich hoffe, dass sich dies in Zukunft ändern wird und wir in Kontakt bleiben werden. Weitere fruchtbare Kooperationen mit DSI-Stipendiaten oder -Mitarbeitern gab es mit Moritz Büchi (mit einem gemeinsamen Artikel zur Frage der Desillusionierung von Nutzern über die automatisierten Profilierungspraktiken auf Facebook in der Entwicklung) und Michele Loi (mit einem gemeinsamen Artikel mit dem Titel "Discrimination for the Sake of Fairness"). Externe Kollaborationen mit Simon Mayer (Universität St. Gallen), Christoph Lutz und Gemma Newlands (BI Norwegian University), Eduard Fosch-Villaronga und Simone van der Hof (Universität Leiden) und Gil Scheitlin (UZH) haben mein DSI-Fellowship ebenfalls bereichert. Schließlich haben der Fellow-Austausch und die Möglichkeit, am Workshop über Vertrauen in KI teilzunehmen, mein akademisches Jahr bereichert und ich hatte die Ehre, an den Schweizer Digital Tagen teilzunehmen.
Insgesamt blicke ich auf ein sehr spannendes Forschungsjahr zurück, auch wenn die zahlreichen Konferenzen, an denen ich im Jahr 2020 teilnehmen wollte, entweder abgesagt oder ins Internet verlegt werden mussten. Nichtsdestotrotz werden die Papers, die derzeit in der Pipeline sind, 2021 präsentiert werden und die Beiträge, an denen ich dieses Jahr arbeiten durfte, werden bald online (open access) verfügbar sein.
Webseite: Aurealia's ORCID ID
Prof. Dr. Carmen Tanner war im Herbstsemester 2019 DSI Fellow und befasste sich mit folgendem Thema:
Förderung von Personal Integrity via Serious Games und anderen digitalen Tools
Um die Entwicklung und Anzahl von fragwürdigen Geschäftspraktiken in der Finanz- und Wirtschaftswelt (wie Betrug, Täuschung, Korruption) zu reduzieren, wurde in den vergangenen Jahren in erster Linie auf Regulierung und Compliance gesetzt. Im Unterschied dazu, geht der Ansatz von Moral Intelligence (Tanner & Christen, 2014) davon aus, dass die Umsetzung von Unternehmenswerten und Verhaltensregeln (Codes of Ethics) in die Praxis auch von individuellen psychologischen Kompetenzen abhängt. Integre Führungskräfte und Mitarbeitende sind wieder gefragt. Persönliche Integrität setzt jedoch eine Reihe von wahrnehmungs-, motivations-, entscheidungs- und handlungsbezogenen Fähigkeiten voraus. Seit einigen Jahren befasse ich mich mit der Frage, wie digitale Tools zur Förderung von solchen psychologischen Kompetenzen eingesetzt werden können. In interdisziplinären Kooperationen und mit dem DSI haben wir ein erstes Videogame (Serious Moral Game) entwickelt, in der Aus- und Weiterbildung eingesetzt und in einem Forschungsprojekt auch dessen Wirksamkeit empirisch überprüft. Im Rahmen des DSI Fellowships sollen nun Weiterentwicklungen dieses Games und/oder die Entwicklung alternativer digitaler Tools zur Stärkung von Eigenverantwortung, Entscheidungsfähigkeit und Mut angedacht werden. Angestrebt wird auch eine Kooperation mit einem Businesspartner.
Webseite:
Center for Responsibility in Finance, Department of Banking and Finance
Prof. Katja Valaskivi war im September und Oktober 2024 DSI Fellow.
Katja Valaskivi ist Professorin für Religionswissenschaft und Medienforschung an der Universität von Helsinki. Ihr disziplinärer Hintergrund liegt in den Medien- und Kulturwissenschaften. Dabei hat sie sich auf die Dynamik der digitalen Medienumgebung, Gesellschaft und Ideologien spezialisiert. Katja ist Direktorin des Helsinki Research Hub on Religion, Media and Social Change (Heremes) und eine der drei Forschungsdirektor:innen des Forschungsprogramms Datafication am Helsinki Institute for Social Sciences and Humanities (HSSH). An der Universität Zürich ist sie auch mit dem URPP Digital Religion(s) verbunden.
Während ihrer Zeit bei der DSI beschäftigt sie sich mit den Beziehungen zwischen sozialen Übeln und den fortschreitenden digitalen Technologien. Sie hofft, sich mit Kolleginnen und Kollegen in verschiedenen DSI Communities zu vernetzen und sie und ihre Arbeit besser kennen zu lernen zu können.
Lonneke van der Plas, Senior Lecturer für Human Language Technology am Institute of Linguistics and Language Technology der Universität von Malta, war im Wintersemester 2019 als DSI Fellow an der UZH sein. Dr. van der Plas ist eine international anerkannte Forscherin auf dem Gebiet der automatischen semantischen Analyse, die zu Themen wie semantische Netzwerke, flache Semantik und Mehrwortausdrücke beiträgt. Als DSI-Fellow arbeitete Lonneke van der Plas an drei Hauptprojekten.
Koordination von Erasmus+ Strategische Partnerschaften im Bereich der Hochschulbildung. In Zusammenarbeit mit Dr. Tanja Samardzic von der Universität Zürich (UFSP "Sprache und Raum") organisierte sie ein Treffen mit potenziellen internationalen Projektpartnern von der Universität Malta, der Universität Belgrad, der Universität Bologna, der Universität Graz, Clarin ERIC und der Universität Rijeka. Zentrales Ziel des Projekts ist es, Qualifikationslücken und Missverhältnisse bei den Studierenden sprachbezogener Fachrichtungen zu beseitigen, indem die Entwicklung von Materialien unterstützt wird, die den auf dem aktuellen Arbeitsmarkt benötigten Lernergebnissen besser entsprechen. Technologiegiganten wie Google, Amazon und Facebook arbeiten alle mit Sprachdaten, und die Nachfrage nach Forschungskompetenzen in sprachbezogenen Bereichen wächst ständig. Wie unsere Umfrage zeigt, orientieren sich die Universitätslehrpläne auf BA-Ebene nur selten an den Methoden, die für die benötigten Fähigkeiten erforderlich sind, und konzentrieren sich eher auf die Beschreibung als auf die Vorhersage oder Erklärung sprachlicher Phänomene. Infolgedessen sind die Studierenden in der Regel schlecht auf eine Karriere in der Forschung oder in der Industrie vorbereitet. Die vorgeschlagene strategische Partnerschaft wird eine integrierte forschungsorientierte Perspektive in sprachbezogene Programme einführen, wobei der Schwerpunkt auf den BA-Stufen liegt. Dies wird die Beschäftigungsfähigkeit der Studenten verbessern, indem sie die entscheidenden Fähigkeiten erwerben, die sie für eine Vielzahl von Positionen auf dem Arbeitsmarkt, auch auf höheren Ebenen, benötigen.
Kreativität und KI. Dieses Projekt wird in Zusammenarbeit mit Dr. Michele Loi (Institut für Biomedizinische Ethik und Geschichte der Medizin, Universität Zürich) durchgeführt und konzentriert sich auf das Thema Kreativität und KI. Dieses Papier zielt darauf ab, ein Thema auf die Agenda der KI-Ethik zu setzen, das im aktuellen Diskurs übersehen wird. Die aktuellen Diskussionen werden von Themen wie Vertrauenswürdigkeit und Voreingenommenheit dominiert, während das Thema, auf das sich dieses Projekt konzentriert, in gewisser Weise der Debatte über Vertrauenswürdigkeit entgegengesetzt ist. Die Überbeanspruchung der derzeit dominanten KI-Systeme, die von kurzfristigen Zielen getrieben und auf Fehlervermeidung optimiert sind, führt zu einer Gesellschaft, die ihre für echten Fortschritt notwendige Vielfalt und Flexibilität verliert. Die Bedenken werden im Diskurs um den Begriff der Anti-Fragilität ausgedrückt und zeigen anhand einiger Beispiele, welche Gefahren die derzeitigen Methoden der Entscheidungsfindung für die Gesellschaft darstellen.
Zusammensetzungen und Korpora von Nicht-Standard-Sprache. Die Zusammenarbeit mit Prof. Stark (Co-Leiterin des UFSP "Sprache und Raum", Universität Zürich) begann mit dem Kick-off-Meeting, bei dem die DSI-Fellow ihre Arbeit den lokalen Forschern der Universität Zürich vorstellte. Sie arbeiten derzeit am Thema Liaison in der französischen Datenwelt zusammen. Insbesondere untersuchen sie die Korrelation zwischen dem Grad der Geschlossenheit, wie er in mehrsprachigen Paralleldaten und der Liaison gemessen wird. Unter Liaison versteht man die offene Realisierung eines latenten Wort-Endkonsonanten, der (in einem spezifischen syntaktisch-prosodischen Kontext) nicht vor einem folgenden Wort-Initial-Konsonanten ausgesprochen wird, sondern vor einem folgenden Wort-Initial-Vokal. Ein Student von Prof. Stark wird französische Audiodaten kommentieren, auf die ein BSc-Student aus Malta eine statistische Verarbeitung anwendet, um mehrere Hypothesen bezüglich der Verbindung und der lexikalischen Assoziation zwischen den Wörtern in der Phrase zu testen, wie sie in Prof. Starks früherer Arbeit formuliert wurden.
Webseite: Dr. Lonneke van der Plas
Eva Weber-Guskar war von Februar bis Juli 2019 Fellow der DSI.
Forschung
Im Zentrum des Fellowships stand die Forschung zur Ethik der emotionalen Künstlichen Intelligenz. KI-Systeme werden in der Kommunikation und anderen Praktiken zunehmend zu direkten Partnern für Menschen. Beispiele dafür reichen von Sprachbots wie Siri im Smartphone, Haus- und Kauf-Assistenten wie Alexa bis zu Robotern als Museumsführer oder in der Altenpflege. Zu dieser Entwicklung gehört auch, dass die Systeme zunehmend mit emotionalen Funktionen ausgestattet werden (Emotionen erkennen, bei anderen hervorrufen und eigenes Ausdrucks- und Reaktionsverhalten simulieren), teilweise als Hilfe für die Kommunikation, teilweise als Selbstzweck. Die Forschungsfrage lautet, welche Probleme mit solcher emotionalisierter KI (EKI) einhergehen, und zwar sowohl enger moralphilosophisch als auch weiter ethisch-anthropologisch.
In einem ersten Vortrag dazu gehe ich von der verschiedentlich geäußerten Sorge nach, dass es falsch oder problematisch sein könnte, als Mensch solchen EKI Systemen, die Gefühle nahelegen, tatsächlich mit Gefühlen zu begegnen. Dabei konzentriere ich mich auf soziale Gefühle: Mitgefühl und reaktive, moralischen Emotionen. Ich zeige, dass sie epistemisch unangemessen sind und erörtere, inwieweit sie dennoch aus einem moralischen Grund als wünschenswert gelten können. Schließlich verweise ich darauf, wie diese Ambivalenz der Bewertung aufgelöst werden kann, indem man nämlich die Möglichkeit eines besonderen epistemischen Verhältnisses zwischen Mensch und Maschine in Betracht zieht: die imaginative Wahrnehmung als Basis von Emotionen. Die Rückmeldungen von den verschiedenen Orten, an denen ich den Vortrag gehalten habe (Zürich, Oldenburg, Bochum), nutze ich zur Überarbeitung des Textes für eine Publikation.
Vernetzung
Das Fellowship hat mir exzellente Bedingungen zum Vernetzen geboten. Ich habe am allgemeinen DSI-Speeddating teilgenommen, an zahlreichen Fellow Exchange Days und Brown Bag Lunches und bin Mitglied des Digital Ethics Labs der DSI geworden. Überall habe ich ForscherInnen kennengelernt, von denen ich auch etwas für mein Thema lernen konnte. Innerhalb des Labs gehöre ich nun zu der Gruppe, die einen Workshop zum Thema „Trust in Machines“ organisieren wird. Es sind auch Kooperationen mit meinem nächsten Forschungsort, dem Weizenbaum Institut für vernetzte Gesellschaft geplant.
Outreach
Daneben habe ich als Mitglied der Begleitgruppe die TA Swiss Studie „Selbstfahrende Fahrzeuge in der Schweiz“ beraten, die im Herbst 2019 erscheinen wird. Ich war als Referentin bei öffentlichen Abendveranstaltungen im Kulturverein Rothenburg (Ethische Fragen der Digitalisierung) und im Literaturhaus Stuttgart (Lange Nacht der KI, „Can you write me a poem, Siri?“) eingeladen und wurde vom UZH Magazin zum Schwerpunkt „Wir und die Maschinen“ interviewt. Auf inside.it.ch in der Blog-Reihe DSI-Insights habe ich meine Überlegungen aus einem Forschungsprojekt zur Frage, wieviel Anonymität bei Online-Kommentaren hilfreich für den politischen Diskurs ist, zusammengefasst. Schließlich habe ich mit Fellow Dr. Sarah Ebling zusammen ein Science Café auf der Scientifica 2019 geleitet, zum Thema „Kann ein Computersystem denken? Der Turing-Test im Film und in der Gegenwart“.
Eva Wolfangel arbeitete im September und Oktober 2024 mit der DSI Community Cybersecurity.
Sie ist Journalistin, Autorin, Speakerin und Moderatorin. Sie arbeitet unter anderem für die ZEIT und ZEIT ONLINE, den Deutschlandfunk, Technology Review, Reportagen und viele andere. Dabei ist es ihr wichtig, komplexe Themen mit kreativen Erzähltechniken zu verbinden und so ein breites Publikum zu erreichen.
2020 erhielt sie den Deutschen Reporter:innenpreis, 2019/20 war sie als Knight Science Journalism Fellow am MIT in Boston, 2018 wurde sie als European Science Journalist of the Year ausgezeichnet. Sie spricht und schreibt über Themen wie künstliche Intelligenz, virtuelle Realität, Cybersecurity und Technik-Ethik.
Ausserdem kann Eva es nicht lassen, Zukunftstechnologien selbst auszuprobieren und sie auf Herz und Nieren zu testen – für die Gesellschaft ebenso wie für den Journalismus. Im Herbst 2022 erschien ihr Sachbuch «Ein falscher Klick» mit spannenden Reportagen aus der Welt der Hacker und des Cyberwar.
Webseite: Dr. Bruno Wüest
Dr. Kristina Yordanova war im Juli und August 2018 zu Gast an der DSI und im UFSP Dynamik Gesunden Alterns.
Das Hauptprojekt, das ich während meines DSI Fellowships verfolgt habe, war die Entwicklung automatisierter Methoden zur Extraktion von Situationswissen und zur Interpretation des menschlichen Verhaltens. Dies beinhaltet die Untersuchung sowohl verschiedener Arten von Informationsquellen als auch verschiedener Rechenlösungen für die Interpretation heterogener Daten. In diesem Zusammenhang konnte ich einen Workflow zur automatischen Identifizierung von sozialen Verhaltensweisen und Umgebungen aus Transkripten von täglichen Gesprächen vorschlagen. Die ersten Ergebnisse deuten darauf hin, dass es möglich ist, automatisierte Methoden zur Codierung von Transkripten täglicher Gespräche mit relevanten psychologischen Variablen anzuwenden. Ein weiterer Aspekt des Projekts war die Identifizierung relevanter Faktoren, die ein gesundes Altern aus situationsgerechter Sicht beschreiben. Diese Faktoren können später genutzt werden, um über das tägliche Leben eines Menschen, die Entwicklung seiner Situation und die Auswirkungen dieser Faktoren auf das langfristige Verhalten im Zusammenhang mit gesundem Altern zu urteilen.
Webseite: Dr. Kristina Yordanova
Prof. Dr. Walther Zimmerli war von FS 2020 bis HS 2021 DSI Fellow.
Projekt und Workshop
Meine Zeit als Fellow an der DSI (Anfang Februar 2020 bis Ende Oktober 2021) fiel fast ausschliesslich in die Zeit der Pandemie mitsamt ihren offiziellen Massnahmen von der Homeoffice-Pflicht bis zu den tatsächlichen Lockdowns. Das wäre bei einer anderen thematischen Projektausrichtung nicht so schlimm gewesen; die Entwicklung des Konzepts einer „virtuellen Universität zweiter Ordnung“ wurde allerdings zum einen durch die Pandemie überrollt, zum anderen wurde dadurch eine Abarbeitung der in der Projektbeschreibung (PDF, 66 KB) vorgesehenen Arbeitsschritte nahezu verunmöglicht – von den verschiedenen geplanten Abstimmungsterminen mit anderen Universitäten in der Schweiz und im Ausland ganz zu schweigen. Nicht einmal die für den 25.02.2020 vorgesehene Präsentation des Projekts konnte stattfinden; stattdessen habe ich eine Kolumne unter dem Titel „Die digitale Virtualisierung der Hochschulen“ verfasst, die am 02.Oktober 2020 in DSI-Insights auf „inside-it.ch“ erschienen ist (DSI-Insights Kolumne).
Wäre die Fellowship, wie ursprünglich vorgesehen, Ende 2020 ausgelaufen, hätte ich hinsichtlich des Projekts buchstäblich mit über diese Kolumne hinaus fast leeren Händen dagestanden. Dank der Grosszügigkeit des DSI-Direktoriums wurde allerdings meine Zeit als DSI-Fellow angesichts der Einschränkungen durch die Pandemie um ein Jahr verlängert. Auf diese Weise konnten dann doch noch einige der Resultate in einem prominent besetzten Experten-Workshop über „Die virtuelle Universität nach Corona“ zusammengeführt werden. Dieser wurde im dritten Anlauf am 17./18. September 2021 mit gut 50 Teilnehmer*innen aus dem In- und Ausland im Präsenzmodus gemeinsam mit dem Center for Higher Education and Science Studies (CHESS) der Universität Zürich in den Räumlichkeiten der DSI durchgeführt; die Ergebnisse wurden in zwei Berichten festgehalten (langer Bericht (PDF, 104 KB)).
Veröffentlichungen
Ausser den Vorbereitungsarbeiten zu diesem Workshop, die organisatorisch tatkräftig von Dr. Christian Hauser (Zürich) und Dr. Stefan Wolf (Hannover) unterstützt wurden, habe ich die Zeit der Homeofficeverpflichtung genutzt, um an einigen meiner einschlägigen Themen weiterzuarbeiten, bzw. die entsprechenden Publikationen voranzutreiben.
Genannt sei hier zum einen die publizistische Überarbeitung und Veröffentlichung von Texten, die auf einen Vortrag über „Künstliche Intelligenz und postanaloges Menschsein“ zurückgehen, den ich im ersten Monat meiner DSI-Fellowship am 6. Februar 2020 vor der Österreichisch-Schweizerischen Kulturgesellschaft gehalten habe. Eine kürzere Version davon ist unter dem Titel „Der Mythos der göttlichen Maschine“ in der Neuen Zürcher Zeitung vom 11.01.2021, eine ausführliche Version unter dem Titel „Künstliche Intelligenz und postanaloges Menschsein. Entstehung, Entwicklung und Wirkung eines realen Mythos“ in A. Strasser/W. Sohst/R. Stapelfeldt/K. Stepec (Hrsg.), Künstliche Intelligenz – Die grosse Verheissung, Xenomoi: Berlin 2021, 193-219, erschienen. Auf die anthropologische Fragestellung hin habe ich diese Texte zugespitzt in einem Aufsatz „Unterwegs zu sich. Menschsein im Spiegel von Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz“, in: Th. Diesner/A. Hummel/M. Ketting/O. Scupin(Hrsg.), Das Konzept des Biopsychosozialen im gegenwärtigen Wissenschaftsdiskurs, Logos-Verlag: Berlin 2021, 69-79.
Aus dem hiermit verwandten Themenfeld der philosophischen Erfassung der Digitalisierung, mit dem ich mich schon seit meiner Zeit als EURIAS Senior Research Fellow 2017/18 am Collegium Helveticum Zürich und 2019 als Fellow des Instituts für die Wissenschaften vom Menschen (IWM) Wien befasse, konnte ich während meiner DSI-Zeit einige Texte fertig stellen und zur Publikation bringen, so etwa das philosophiehistorisch ausgerichtete Buchkapitel „Deus Malignus. The Digital Rehabilitation of Deception“, in: B.P. Göcke/A. Rosenthal-von der Pütten (eds.), Artificial Intelligence. Reflections in Philosophy, Theology, and the Social Sciences, Paderborn: Brill Mentis 2020, 15-35, oder auch den programmatischen Aufsatz „Analog oder digital? Philosophieren nach dem Ende der Philosophie“, in: U. Hauck-Thum/J. Noller (Hrsg.), Was ist Digitalität? Digitalitätsforschung Bd. 1, Metzler: Stuttgart 2021, 9-33. Ein Wiederabdruck einiger meiner einschlägigen Beiträge aus der Neuen Zürcher Zeitung ist schließlich unter dem Titel „Der analoge Mensch im digitalen Zeitalter. Drei Essays zur Epochenschwelle“ erschienen in: P. Kovce/B.P. Priddat (Hrsg.), Selbstverwandlung. Das Ende des Menschen und seine Zukunft, Metropolis-Verlag: Marburg 2022, 415-427.
Weitere Aktivitäten und Zukunftsperspektiven
Dass trotz Corona der Austausch unter den DSI-Fellows nicht ganz zum Erliegen kam, ist den Aktivitäten der DSI zu verdanken, den akademischen Diskurs wenigstens virtuell, z.B. via Zoom, aufrechtzuerhalten. Hier seien u.a. die von der Community-Koordinatorin Jana Sedlakova perfekt vorbereiteten regelmäßigen Meetings der DSI Ethics Community und die verschiedenen, seit dem 18.05.2021 stattgefundenen virtuellen Meetings im Vorfeld des dann am 20.01 2022 gemeinsam mit dem Huawei Trustworthiness Research Center erfolgreich durchgeführten Online-Workshops „High Risk AI“ genannt.
Dem Direktorium der DSI und ihrem Geschäftsführer, Herrn PD Dr. Markus Christen, bin ich besonders dankbar für die Zusicherung, in diese Aktivitäten auch nach Beendigung meiner Zeit als DSI-Fellow weiterhin eingebunden zu bleiben. Auf diese Weise wird es hoffentlich gelingen, die durch die äusseren Corona-Umstände stark eingeschränkte wissenschaftliche Kommunikation doch noch nachhaltig zu realisieren.